Ptosis
Ptosis bezeichnet das Herabhängen eines oder beider Oberlider, wodurch das betroffene Auge teilweise oder vollständig verdeckt wird. Es gibt auch eine Ptosis des Unterlids, die zu Trockenheit bis zu Hornhautschäden führen kann. Die Ursache kann angeboren oder erworben sein, etwa durch Muskelschwäche, Nervenstörungen oder altersbedingte Veränderungen. Ptosis kann das Sehvermögen beeinträchtigen.
Welche Symptome und Beschwerden treten bei einer Ptosis auf?
Eine Ptosis kann verschiedene Symptome und Beschwerden verursachen, die je nach Schweregrad unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Die Symptome betreffen sowohl die Sehfähigkeit als auch das allgemeine Wohlbefinden.
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Hängelid: Das Hauptmerkmal einer Ptosis ist ein hängendes Oberlid, das teilweise oder vollständig das Sichtfeld verdecken kann. Bei einigen ist das Lid nur leicht abgesenkt, während es bei anderen das Auge fast vollständig verdeckt. Das Hochziehen des Augenlids ist nicht möglich und das beeinträchtigt das Sehen.
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Eingeschränktes Sichtfeld: Durch das herabhängende Augenlid und die verkleinerte Lidspalte wird das Sichtfeld eingeschränkt, insbesondere das Sehen nach oben. Betroffene neigen dazu, den Kopf oft in den Nacken zu legen, um besser sehen zu können. Diese dauerhafte Haltung kann den Alltag erschweren, zum Beispiel beim Autofahren oder bei Tätigkeiten, die eine freie Sicht erfordern.
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Stirnmuskeln werden angespannt: Betroffene versuchen unbewusst, das herabhängende Augenlid durch Anspannen der Stirnmuskeln zu kompensieren. Dadurch werden die Augenbrauen ständig hochgezogen, um das Sichtfeld zu verbessern. Diese Überanstrengung der Stirnmuskulatur kann im Laufe der Zeit zu einem müden und angespannten Gefühl im Stirnbereich führen.
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Kopfschmerzen: Durch das ständige Anheben des Kopfes und das Anspannen der Stirn, können Kopfschmerzen entstehen. Diese sind oft im Stirnbereich lokalisiert und können sich im Laufe des Tages verstärken. Hauptsächlich bei längerer Konzentration oder bei Tätigkeiten, die das Sehen stark beanspruchen.
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Ermüdung der Augen: Da die Augen versuchen, die Einschränkungen der Ptosis auszugleichen, ermüden sie schneller. Betroffene berichten oft von einem schweren, müden Gefühl in den Augen, besonders nach langen Tätigkeiten wie Lesen, Arbeiten am Bildschirm oder Autofahren. Die Augen benötigen durch die ständige Anstrengung längere Erholungsphasen.
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Augeninfektionen: Das herabhängende Augenlid kann den natürlichen Lidschlag beeinträchtigen. Dadurch wird die Befeuchtung und Reinigung der Augen reduziert, was sie anfälliger für Trockenheit und Infektionen macht. Die Augen können dadurch leichter gereizt sein, was zu Rötungen, Brennen oder einem Fremdkörpergefühl führen kann.
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Doppelbilder: In einigen Fällen kann es aufgrund der ungleichen Position der Augenlider zu einer gestörten Zusammenarbeit der Augen kommen, was Doppelbilder verursacht. Das Gehirn hat Schwierigkeiten, die unterschiedlichen Bilder der Augen korrekt zu verarbeiten, was die Orientierung beeinträchtigen kann. Diese Symptome treten besonders dann auf, wenn das herabhängende Lid den normalen Sehverlauf beeinflusst.
Was sind die Ursachen einer Ptosis?
Die Ursachen einer Ptosis sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren, altersbedingten Veränderungen und Verletzungen bis hin zu neurologischen Erkrankungen und Muskelschwächen. In einigen Fällen kann eine Ptosis auch durch bestimmte Erkrankungen oder Anomalien des Augenlids verursacht werden.
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Genetische Faktoren: Eine angeborene Ptosis kann vererbt sein und tritt häufig bereits bei der Geburt oder in den ersten Lebensjahren auf. Sie entsteht meist durch eine Fehlentwicklung oder Schwäche des Lidhebermuskels (Musculus levator palpebrae).
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Altersbedingte Veränderungen: Im Laufe des Lebens kann es zu einer altersbedingten Ptosis kommen. Häufig verursacht durch die Erschlaffung des Lidhebermuskels oder des Gewebes im Augenlid. Mit zunehmendem Alter verliert die Muskulatur an Spannkraft und die Haut am Oberlid wird dünner. Das führt dazu, dass das Augenlid allmählich absinkt.
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Verletzungen: Traumatische Ereignisse wie Unfälle oder Verletzungen im Augenbereich können die Muskeln und Nerven, die das Augenlid kontrollieren, schädigen. Solche Verletzungen können die Funktion des Lidhebermuskels beeinträchtigen und eine Ptosis verursachen. Narbengewebe, das sich nach einer Verletzung bildet, kann ebenfalls die Beweglichkeit des Augenlids einschränken.
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Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen des Nervensystems, wie beispielsweise die Myasthenia gravis, eine Autoimmunerkrankung, welche die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln stört, können eine Ptosis hervorrufen. Auch Erkrankungen wie ein Horner-Syndrom, das durch eine Schädigung bestimmter Nerven verursacht wird, können zu einer einseitigen Ptosis führen. Beim Horner-Syndrom tritt zusätzlich häufig eine Verengung der Pupille (Miosis) auf, da die Nerven, die das Augenlid und die Pupillenweite steuern, ebenfalls betroffen sind.
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Muskelschwächen: Eine Ptosis kann durch allgemeine Muskelschwächen entstehen, die auf Erkrankungen wie die Muskeldystrophie (eine Gruppe von Erbkrankheiten, welche die Muskulatur schwächen) zurückzuführen sind. Diese Muskelschwächen beeinträchtigen auch die Muskeln, die für das Heben des Augenlids verantwortlich sind.
Wie wird eine Ptosis diagnostiziert?
Die Diagnose einer Ptosis erfolgt durch eine umfassende Augenuntersuchung. Zunächst erhebt der Augenarzt eine detaillierte Anamnese, um mögliche Verletzungen, Augenkrankheiten und Symptome wie ein beeinträchtigtes Sichtfeld zu erfassen.
Anschliessend wird das Ausmass der Ptosis durch eine visuelle Untersuchung gemessen, wobei auch die Beweglichkeit der Augenlider und der Augenmuskeln getestet wird. Die binokulare Sicht wird getestet, um zu prüfen, wie gut die beiden Augen zusammenarbeiten. Ausserdem wird ein Lichtreflex-Test durchgeführt, um zu sehen, ob die Reflexionen in den Augen gleichmässig sind.
In einigen Fällen sind zusätzliche Tests wie Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren nötig, um die genaue Ursache zu ermitteln. Diese Untersuchungen unterstützen den Arzt dabei, eine geeignete Behandlungsstrategie festzulegen.
Wie behandelt man eine Ptosis?
Die Behandlung einer Ptosis hängt von der Ursache und Schwere ab. Sie kann von konservativen Massnahmen wie speziellen Brillen bis hin zu chirurgischen Eingriffen reichen, bei denen das Augenlid angehoben oder die Muskulatur korrigiert wird, um die Sicht zu verbessern.
Konservative Massnahmen
Bei der Behandlung von Ptosis können spezielle Brillen mit einem Steg helfen. Diese Brillen unterstützen das Oberlid, indem sie es sanft nach oben ziehen, wodurch das Sichtfeld des Betroffenen verbessert wird.
Augenlidoperation (Blepharoplastik)
Dies ist die häufigste Behandlung für eine signifikante Ptosis. Bei der Operation wird das Lid angehoben, indem entweder die Muskeln gestrafft oder die Position des Lidhebemuskels korrigiert wird. Dies kann sowohl bei angeborenen als auch bei erworbenen Ptosen durchgeführt werden. Die Operation findet in örtlicher Betäubung statt und die Erholungszeit variiert je nach Umfang des Eingriffs.
Behandlung von zugrunde liegenden Erkrankungen
Wenn die Ptosis auf eine neurologische Erkrankung wie Myasthenia gravis oder eine Muskelerkrankung zurückzuführen ist, konzentriert sich die Behandlung auf die zugrunde liegende Erkrankung. Dies kann Medikamente zur Stärkung der Muskelfunktion oder zur Verbesserung der neuromuskulären Übertragung umfassen.
Therapeutische Interventionen
In einigen Fällen kann eine gezielte Therapie helfen, die Muskelkraft und -koordination zu verbessern. Dies ist jedoch weniger häufig und eher ergänzend zu anderen Behandlungen.
Die Wahl der Behandlung hängt von der individuellen Situation ab und unabhängig von der gewählten Behandlung ist eine regelmässige Nachuntersuchung beim Augenarzt wichtig. So wird der Heilungsprozess überwacht und es kann sichergestellt werden, dass die Sehfähigkeit und die Lidposition stabil bleiben.