ADHS und deine Augen: Ein Blick auf mögliche Zusammenhänge

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den Augen und ADHS?

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine häufige neurologische Entwicklungsstörung, die sich durch Schwierigkeiten bei der Fokussierung (Akkommodation), Impulsivität und Hyperaktivität auszeichnet. Betroffene mit ADHS haben oft Probleme, ihre Aufmerksamkeit auf Aufgaben zu richten, sind schnell abgelenkt und neigen dazu, impulsiv zu handeln. Sie haben auch Schwierigkeiten, ruhig zu bleiben und sich zu organisieren. Diese Symptome können in verschiedenen Lebensbereichen, wie der Schule, der Arbeit und in sozialen Beziehungen, Herausforderungen mit sich bringen.

Doch wusstest du, dass auch deine Augen betroffen sein können? Forscher haben herausgefunden, dass viele mit ADHS auch visuelle Probleme haben. Studien zeigen, dass bis zu 70 % der ADHS-Erkrankten visuelle Störungen erleben.

Dies liegt daran, dass das Gehirn und die Augen eng zusammenarbeiten, um Informationen zu verarbeiten. Wenn das Gehirn durch ADHS beeinträchtigt ist, kann dies auch die visuelle Wahrnehmung beeinflussen. So können Schwierigkeiten bei der Fokussierung, Schwächen der Augenmuskeln oder eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht auftreten.

Eine Studie der Universität von Kalifornien ergab, dass ADHS-Erkrankte häufig Probleme mit der visuellen Aufmerksamkeit und der Verarbeitung visueller Reize haben. Einige Forscher untersuchen sogar, ob bestimmte Veränderungen in der Netzhaut als Anzeichen (Biomarker) für ADHS verwendet werden könnten.

Welche visuellen Probleme können bei ADHS-Patienten auftreten?

Betroffene mit ADHS haben nicht nur mit den bekannten Symptomen wie Konzentrationsproblemen und Hyperaktivität zu kämpfen. Auch ihre visuellen Fähigkeiten können beeinträchtigt sein, was den Alltag zusätzlich erschwert.

Schwierigkeiten beim Fokussieren

Viele ADHS-Patienten haben Schwierigkeiten, ihre Augen auf ein bestimmtes Objekt zu fokussieren. Dies kann besonders beim Lesen oder bei Aufgaben, die präzises Sehen erfordern, problematisch sein. Die Augen können sich nicht lange auf ein Objekt konzentrieren, was dazu führt, dass sie ständig wandern und die visuelle Klarheit beeinträchtigen. Diese Probleme beim Fokussieren sind oft mit den allgemeinen Aufmerksamkeitsdefiziten von ADHS verbunden und können den schulischen und beruflichen Erfolg stark beeinträchtigen.

Visuelle Überempfindlichkeit

Manche sind empfindlicher gegenüber Licht und Bewegungen. Diese visuelle Überempfindlichkeit kann zu Überstimulation und Stress führen. Insbesondere in Umgebungen mit grellem Licht oder vielen visuellen Reizen, wie in Einkaufszentren oder Klassenzimmern. Diese Überempfindlichkeit kann auch zu Kopfschmerzen, Augenbelastung und erhöhter Ablenkbarkeit führen, was das Leben im Alltag erheblich erschwert. Eine angemessene Anpassung der Umgebung, wie das Dimmen von Lichtern oder das Tragen von Sonnenbrillen, kann hier helfen.

Augenmuskelprobleme

Probleme mit den Augenmuskeln sind bei ADHS-Patienten ebenfalls häufig. Dies kann dazu führen, dass die Augen nicht synchron arbeiten, was als "Konvergenzinsuffizienz" bezeichnet wird. Nicht zu verwechseln mit Schielen, bei dem die Augen aufgrund von Fehlstellung in verschiedene Richtungen blicken. Die Konvergenzschwäche (Konvergenzinsuffizienz) ist eine Störung, bei der die Augen Schwierigkeiten haben, bei Nahsicht gemeinsam auf ein Objekt zu fokussieren.

Das erschwert das Lesen oder Arbeiten am Computer. Symptome können verschwommenes Sehen, Doppelbilder und Augenschmerzen sein. Augenmuskelprobleme erfordern oft spezielle Übungen oder Therapien, um die Augenkoordination zu verbessern.

Schwierigkeiten bei der visuellen Verarbeitung

ADHS kann auch die Fähigkeit beeinträchtigen, visuelle Informationen zu verarbeiten. Dies bedeutet, dass das Gehirn länger braucht, um das zu verstehen, was du siehst. Betroffene haben möglicherweise Schwierigkeiten, visuelle Muster zu erkennen oder räumliche Beziehungen zu verstehen, was die Orientierung und das Erkennen von Objekten erschwert. Solche Verarbeitungsprobleme können zu Missverständnissen und Frustration führen, besonders in Lern- und Arbeitssituationen.

Leseschwierigkeiten

Aufgrund der oben genannten Probleme können ADHS-Patienten Schwierigkeiten beim Lesen haben. Dies wird oft als "visuelle Dyslexie" oder auch Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) bezeichnet. Betroffene haben Schwierigkeiten, Wörter zu erkennen und zu verstehen, was das Lesen sehr anstrengend macht. Dies beeinträchtigt das Lernen und die Informationsaufnahme stark.

Wie kann ADHS anhand der Augen erkannt werden?

Die Diagnose von ADHS erfolgt normalerweise durch eine Kombination aus Verhaltensbeobachtungen und psychologischen Tests. Doch auch Augenärzte können eine wichtige Rolle spielen, da visuelle Probleme oft Hinweise auf ADHS geben können.

Regelmässige Augenuntersuchungen

Augenärzte können durch spezielle Tests herausfinden, ob visuelle Probleme vorliegen, die auf ADHS hinweisen könnten.

Dazu gehören:

• Tests zur Augenbewegung: Diese Tests prüfen, wie gut deine Augen Objekte verfolgen können. Probleme mit der Augenbewegung können darauf hinweisen, dass dein Gehirn Schwierigkeiten hat, visuelle Informationen effizient zu verarbeiten.

• Tests zur Fokussierung: Hier wird überprüft, wie gut deine Augen in der Lage sind, sich auf verschiedene Entfernungen zu fokussieren. Schwierigkeiten beim Wechseln der Fokussierung von nah zu fern können ein Zeichen für ADHS sein.

• Tests zur visuellen Verarbeitung: Diese Tests prüfen, wie gut und wie schnell dein Gehirn das, was du siehst, verarbeitet. Wenn dein Gehirn diese visuellen Informationen langsamer oder weniger genau verarbeitet, kann das ein Hinweis auf ADHS sein.

Regelmässige Augenuntersuchungen sind wichtig, um diese Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Ein spezialisierter Augenarzt kann dir helfen, die richtigen Massnahmen zu ergreifen, um deine visuellen Fähigkeiten zu verbessern.

Beobachtung von Verhaltensmustern

Nicht nur die Tests beim Augenarzt sind wichtig, sondern auch die Beobachtung von Verhaltensmustern im Alltag.

Hier sind einige Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass deine visuellen Probleme mit ADHS verbunden sind:

• Schwierigkeiten beim Lesen: Wenn du Schwierigkeiten beim Lesen oder längeren Sehen von Bildern hast, könnte dies ein Hinweis auf ADHS sein. Probleme wie das Verlieren der Zeile, langsames Lesen oder das Vermeiden von Lesetätigkeiten können auf visuelle Störungen hindeuten.

• Häufiges Blinzeln oder Reiben der Augen: Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass die Augen überanstrengt sind oder Schwierigkeiten haben, sich zu fokussieren. Betroffene mit ADHS neigen dazu, häufiger zu blinzeln oder ihre Augen zu reiben, um die Sicht zu verbessern.

• Abwenden von Bildschirmen: Wenn du Schwierigkeiten hast, längere Zeit auf Bildschirme zu schauen und dich häufig abwenden musst, kann dies auf visuelle Überempfindlichkeit hinweisen. Es könnte auch darauf hinweisen, dass dein Gehirn Probleme hat, das Gesehene richtig zu verarbeiten.

Durch die Kombination aus regelmässigen Augenuntersuchungen und der Beobachtung von Verhaltensmustern können visuelle Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dies hilft nicht nur, die Symptome von ADHS zu lindern, sondern auch die Lebensqualität zu verbessern.

Was hilft ADHS-Patienten mit Augenproblemen?

Die Behandlung von visuellen Problemen bei ADHS-Patienten erfordert einen umfassenden Ansatz.

Sehhilfen

Spezielle Brillen oder andere Sehhilfen können helfen, die visuellen Probleme von ADHS-Patienten zu lindern. Diese Sehhilfen sind oft speziell auf die Bedürfnisse von ADHS abgestimmt.

Zum Beispiel:

• Prismengläser: Diese Gläser helfen, Augenmuskelprobleme zu korrigieren und die Augenkoordination zu verbessern. Sie sind besonders nützlich bei Konvergenzinsuffizienz.

• Getönte Brillen: Getönte Gläser reduzieren die Lichtempfindlichkeit, indem sie das Licht abmildern und die Augen entlasten.

• Vergrösserungsgläser: Diese erleichtern das Lesen, indem sie den Text vergrössern und die Augenbelastung reduzieren.

Die Anpassung der richtigen Sehhilfen sollte immer von einem Augenarzt durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass sie deinen spezifischen Bedürfnissen entsprechen.

Augenübungen

Bestimmte Übungen können die Augenmuskeln stärken und die visuelle Verarbeitung verbessern. Ein Augenarzt oder ein spezialisierter Optometrist kann dir Übungen zeigen, die du regelmässig durchführen kannst.

• Fokussierungsübungen: Diese Übungen helfen, die Fähigkeit der Augen zu verbessern, sich auf Objekte in verschiedenen Entfernungen zu konzentrieren. Ein Beispiel ist das abwechselnde Fokussieren auf ein nahes und ein entferntes Objekt.

• Augenbewegungsübungen: Augentraining verbessert die Kontrolle über die Augenbewegungen und hilft, die Augenkoordination zu stärken. Eine einfache Übung ist das Verfolgen eines sich bewegenden Objekts (z. B. deinen Finger) mit den Augen.

• Konvergenztraining: Das sind spezielle Übungen, die darauf abzielen, die Augen nach innen zu richten und gleichzeitig ein Objekt zu fixieren. Sie können eine Konvergenzinsuffizienz verbessern.

Die regelmässige Durchführung dieser Übungen kann die Symptome erheblich lindern und die visuelle Leistungsfähigkeit steigern.

Anpassung der Umgebung

Durch die Reduzierung von visuellem Stress kannst du deine Symptome lindern.

Hier sind einige praktische Tipps:

• Bessere Beleuchtung: Sorge für eine gleichmässige und angenehme Beleuchtung, um Blendungen und visuelle Überempfindlichkeit zu reduzieren. Vermeide grelle oder flackernde Lichtquellen.

• Weniger Bildschirmzeit: Reduziere die Zeit, die du vor Bildschirmen verbringst und mache regelmässige Pausen, um deine Augen zu entlasten. Verwende Blaulichtfilter, um die Belastung durch digitale Geräte zu verringern.

• Sonnenbrillen: Trage Sonnenbrillen mit UV-Schutz, wenn du im Freien bist, um deine Augen vor hellem Licht zu schützen und die visuelle Überempfindlichkeit zu verringern.

Durch einfache Anpassungen in deiner Umgebung kannst du den visuellen Stress minimieren und deine Lebensqualität verbessern.