- Sehhilfen
Die richtige Brille zum Autofahren
- 5 Min. Lesedauer
- Veröffentlicht am 16. Februar 2023
Im Jahr 2021 ereigneten sich in der Schweiz 17’000 Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Viele davon sind auf eine schlechte Sicht des Unfallverursachers zurückzuführen. Hat man eine Fehlsichtigkeit, ist die Wahl einer passenden Brille für die eigene Sicherheit und die anderer Menschen essentiell. Doch was zeichnet die richtige Brille zum Autofahren aus? Dies, und welche Brille beim Autofahren besonders gut geeignet ist, klären wir hier.
Welche Brille eignet sich zum Autofahren?
Eine Autofahrerbrille erfüllt bestimmte Kriterien, die für ein entspanntes Fahren und eine klare Sicht auf der Fahrbahn sorgen. Sie hat nicht zu kleine Gläser, damit ein grosses Sichtfeld gewährleistet ist. Die Brillenfassung hat schmale, dünne Ränder, die bei der Rundumsicht nicht stören.
Zudem kann sie mit verschiedenen zusätzlichen Eigenschaften ausgestattet werden, die noch mehr Sicherheit und Komfort beim Autofahren bieten. Welche das sind, schauen wir uns genauer an.
Entspiegelte Brille gegen Lichtreflexionen
Gerade in der Dämmerung und auch bei kompletter Dunkelheit können dich die Strassenbeleuchtung und die Lichter der entgegenkommenden Fahrzeuge irritieren. Schnell ist man geblendet und kneift aus Reflex die Augen zu. Das kann gefährlich werden. Entspiegelte Gläser sind mit einer speziellen Schicht überzogen, die irritierende Lichtreflexionen ablenkt und so ein angenehmes Fahren bei Dämmerung oder Dunkelheit gewährleisten.
Die Entspiegelung wird mit einer Dampftechnik auf die Gläser aufgetragen und es gibt sie in den Stärken einfach, mittel und super. Letztere mindert bis zu 100 % die Lichtreflexionen. Eine super entspiegelte Brille ist gegen Lichtempfindlichkeit beim Autofahren perfekt geeignet. Entspiegelte Brillengläser sind zudem klarer als herkömmliche Brillengläser – dein Gegenüber kann dir während der Unterhaltung in die Augen schauen, statt das eigene Spiegelbild zu sehen.
Getönte Brillengläser für mehr Kontrast
Eine nasse Fahrbahn, die tief stehende Sonne oder Schnee am Fahrbahnrand können für unsere Augen beim Autofahren sehr anstrengend sein. Sie werden schnell müde und können tränen, was die Sicherheit hinter dem Steuer stark beeinträchtigen kann. Hier helfen Brillen mit getönten Gläsern. Sie nehmen einen Teil des Lichts und verringern so die Blendung. Zudem verstärken sie Kontraste und sorgen bei schwierigen Lichtverhältnissen für eine klare Sicht.
Grau, braun oder grün getönte Brillengläser eignen sich besonders gut zum Autofahren. Mit ihnen erkennst du Ampeln, Bremslichter und andere Lichtsignale deutlicher, ohne dass die Umgebungsfarbe geändert wird. Gelbe und blaue Brillengläser beim Autofahren verfälschen hingegen die Farben und sollten daher nicht getragen werden.
Die Tönung gibt es in unterschiedlichen Stärken von 0 bis 4, wobei letztere die Umgebung stark abdunkelt und am wenigsten Licht durchlässt. Beim Autofahren sollte man die Kategorie 0 bis maximal 3 wählen, je nach Lichtverhältnissen.
Polarisierende Brillen für Blendschutz beim Autofahren
Einen noch besseren Blendungsschutz bietet eine polarisierende Brille beim Autofahren. Möglich macht das eine spezielle Folie, die in die Gläser eingearbeitet wird. Vor allem ist solch eine Brille nachts beim Autofahren gut geeignet, wenn die Sichtverhältnisse erschwert sind. Zusätzlich können eine nasse Fahrbahn, ein eventuell sehr hell leuchtendes Navi und die entgegenkommenden Fahrzeuge die Sicht beeinträchtigen.
All diese Lichtreflexionen lenken polarisierte Brillen so ab, dass sie das menschliche Auge nicht erreichen. Deine Augen ermüden somit weniger schnell, da sie sich nicht ständig auf neue Lichteinstrahlungen einstellen müssen. Ebenfalls gibt es Sonnenbrillen mit einem Polarisationsfilter, die gleichzeitig einen UV-Schutz bieten und Spiegelungen, beispielsweise von einer nassen Strasse, reduzieren.
Blaulichtfilter Brille zum Autofahren
Es wird immer wieder diskutiert, dass Blaulicht unseren Augen schaden kann. Wirklich bewiesen werden konnte dies bisher aber noch nicht. Blaulicht kann allerdings blenden und es ist nicht untypisch, dass unsere Augen durch Blaulicht schneller übermüden. Blaues Licht kommt in natürlicher Form in der Sonne vor, aber auch in jeder LED Lampe und somit in den meisten Autoscheinwerfern.
Ein Blaulichtfilter schützt unsere Augen vor dem Blaulicht und lässt sie weniger schnell ermüden. Die Gläser sind dabei leicht gelb getönt und sind mit Sehstärke oder ohne erhältlich – es gibt also auch passende Blaulichtbrillen für dich, wenn du beispielsweise weitsichtig oder kurzsichtig bist. Die gelbe Tönung fällt von aussen betrachtet nicht auf, da sie lediglich 5–7 % beträgt.
Kann ich mit meiner Gleitsichtbrille Autofahren?
Ja, mit deiner Gleitsichtbrille kannst du Autofahren. Eine Gleitsichtbrille gilt unter den Brillen als Allround-Talent, da sie mehrere unterschiedliche Sehbereiche korrigieren kann und so eine scharfe Sicht in unterschiedliche Distanzen ermöglicht. Je nach Modell und Gläser ist dieser Übergang in die verschiedenen Sehzonen stufenlos.
Bevor du dich mit deiner Gleitsichtbrille hinter das Steuer setzt, solltest du aber ein paar Dinge beachten:
Wichtig ist insbesondere, dass du dich an das neue Sehen gewöhnt hast. Es braucht ein wenig Übung, bis man sich mit einer Gleitsichtbrille zurechtfindet und das Gehirn sich an die Brille gewöhnt hat: Blickst du durch den oberen Bereich, siehst du in die Ferne scharf. Im unteren Bereich befindet sich der Nahbereich und der mittlere Bereich ist der Zwischenbereich.
Die Spiegel im Auto befinden sich in verschiedenen Positionen und du musst lernen, wie du durch deine Gleitsichtgläser schauen musst, um stets alles scharf im Blick zu haben. Ob du mit deiner Gleitsichtbrille letztendlich Autofahren kannst, ist also reine Gewöhnungssache.
Dank neuer Technologien gibt es mittlerweile speziell für Autofahrer angefertigte Panorama-Gleitsichtgläser. Diese haben einen grösseren Fernbereich als normale Gleitsichtgläser und verbessern so die Sicht hinter dem Steuer.
Kann ich mit meiner Lesebrille Autofahren?
Eine Lesebrille eignet sich nicht zum Autofahren, da du vor allem in die Ferne scharf sehen musst – dies wird durch eine Lesebrille allerdings erschwert. Die Lesebrille ist optimal für den Nahbereich bis ca. 40 cm und eignet sich daher lediglich, um vor der Fahrt das Navi einzustellen oder die Landkarte zu prüfen.
Eine bessere Lösung bietet eine Bifokalbrille zum Autofahren. Wenn du gleichzeitig kurz- und weitsichtig bist, korrigiert eine Brille mit bifokalen Gläsern beide Sehbereiche. Obwohl die beiden Sichtflächen deutlich grösser sind, als die einer Gleitsichtbrille, erfordert auch eine Bifokalbrille eine gewisse Eingewöhnungszeit.
Häufige Fragen rund um die Brille beim Autofahren
Wie viel kostet eine Autofahrerbrille?
Eine einfache Autofahrerbrille bekommst du bei Optikern bereits ab 50 CHF. Je nachdem, ob du eine Brille mit Sehstärke benötigst oder dich für eine spezielle Tönung entscheidest, steigt der Preis. Auch unterscheiden sich die Modelle stark in Material und Design. Die Kosten für eine Brille zum Autofahren übernimmt die Krankenkasse nicht.
Was passiert, wenn man in der Schweiz ohne Brille Auto fährt?
Wenn dich die Polizei beim Autofahren ohne Brille erwischt, darfst du unter Umständen nicht mehr weiterfahren und musst ein Bussgeld bezahlen. Ist in deinem Führerschein der Code 1.06 vermerkt, darfst du dich nur mit einer Sehhilfe (Brille oder Kontaktlinsen) hinters Steuer setzen. Dieser Code wird nach dem Sehtest, den du vor deiner praktischen Führerscheinprüfung absolvieren musst, eingetragen.
Eine Ersatzbrille im Auto ist keine Pflicht in der Schweiz. Jedoch wird es empfohlen, da Kontaktlinsen verloren oder eine Brille kaputt gehen kann. Wenn du eine Fehlsichtigkeit hast und ohne Brille Auto fährst, erwartet dich eine Strafe in der Schweiz. Das können dann schnell mehrere Hundert Franken sein. Ausserdem ist es für deine und die Sicherheit anderer nicht ratsam, auf eine Sehhilfe beim Autofahren zu verzichten.
Ab welcher Sehstärke braucht man eine Brille zum Autofahren?
Um ohne Sehhilfe Autofahren zu dürfen, musst du einen Visus von mindestens 0,5 auf dem bessern und mindestens 0,2 auf dem schlechteren Auge haben. Andernfalls bist du verpflichtet, eine Sehhilfe beim Steuern eines Kraftfahrzeuges zu tragen. Menschen mit gesunden Augen haben einen Visus von 1,0 oder 100 %.
Dein Sehvermögen wird beim Sehtest für den Führerschein überprüft und gegebenenfalls als Code 1.06 in den Führerschein eingetragen.
Dieser Beitrag wurde überprüft von:
Céline Jemmi
OpticianCéline Jemmi ist Augenoptikerin EFZ und Hörakustikerin. Nach der Ausbildung zur Augenoptikerin EFZ bei Fielmann in Bern hat sie dort mehrere Jahre gearbeitet, unter anderem in Bereichen wie der Brillenanfertigung, Verkauf und Beratung von Sehhilfen, Brillenglasbestimmungen und Bedarfsopt... Mehr anzeigen
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