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Kurzsichtigkeit (Myopie)

  • 8 Min. Lesedauer
  • Veröffentlicht am 23. November 2023

Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, ist eine Fehlsichtigkeit des Auges. Kurzsichtige Personen nehmen Objekte in der Ferne unscharf, nahe gelegene Gegenstände jedoch deutlich wahr. Was es heisst, kurzsichtig zu sein, was die Ursachen für Kurzsichtigkeit sind und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

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Was ist Kurzsichtigkeit?

Unter Kurzsichtigkeit, auch als Myopie bezeichnet, versteht man eine Fehlsichtigkeit, bei der Gegenstände in der Nähe deutlicher, weiter entfernte Gegenstände jedoch unscharf gesehen werden. Kurzsichtigkeit oder Myopie tritt bei etwa 23 % der Weltbevölkerung auf, mit zunehmender Tendenz.

Im Gegensatz zum normalsichtigen Auge, auch Emmetropie genannt, ist ein kurzsichtiges Auge nicht oder nur unter grosser Anstrengung in der Lage, Objekte sowohl in der Nähe als auch in der Ferne scharf abzubilden. Bei emmetropen Personen werden die ins Auge eintretenden Lichtstrahlen so gebrochen, dass ein klares Bild im Auge entsteht. Beim Blick in die Nähe passt sich die Augenlinse im Inneren des Auges ständig an und sorgt dafür, dass die Lichtstrahlen immer exakt am richtigen Ort – auf der Netzhaut, der hintersten Schicht im Auge – auftreffen. Dieser Vorgang wird als Akkommodation bezeichnet.

Bei kurzsichtigen Menschen hingegen wird das Bild nicht klar auf der Netzhaut abgebildet, da die Lichtstrahlen bereits davor auftreffen, was zu einem unscharfen Bild führt. Kurzsichtigkeit kann zudem in Kombination mit einer Hornhautverkrümmung auftreten.

Je nach Grad der Kurzsichtigkeit erschwert diese Unschärfe beim Sehen von Elementen in der Ferne alltägliche Aufgaben wie das Sehen eines Films im Kino oder Fernsehen. Auch das Autofahren und alle Aktivitäten oder Sportarten, die eine gute Fernsicht erfordern, können durch Kurzsichtigkeit erschwert werden.

Symptome von Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit bedeutet nicht nur, entfernte Gegenstände verglichen mit Normalsichtigen schlechter sehen zu können. Ist eine Myopie nicht auskorrigiert, können beispielsweise folgende anderen Symptome auftreten:

  • Schwindelgefühl
  • Kopfschmerzen
  • Verspannungen in Schulter und Nacken durch angestrengtes Sehen
  • Reizung der Augen durch ständiges Zusammenkneifen Diese Symptome von Kurzsichtigkeit verbessern sich meistens schnell durch das Tragen einer geeigneten Sehhilfe.

Unterschiede zwischen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit

Sehschwächen können sich entweder so bemerkbar machen, dass man Gegenstände in der Ferne schlecht erkennt. In diesem Fall spricht man von Kurzsichtigkeit oder auch Myopie. Wenn man weiter entfernte Gegenstände als scharfes Bild sieht, Gegenstände in der Nähe dagegen als unscharfes Bild, spricht man von Weitsichtigkeit oder Hyperopie. Bei starker Weitsichtigkeit kann allerdings auch die Sicht in die Ferne unscharf sein.

Myopie und Hyperopie sind also gegensätzliche Sehschwächen, bei denen der Fokus entweder vor oder hinter der Netzhaut liegt. Beide Fehlsichtigkeiten können in Kombination mit einer Hornhautverkrümmung auftreten.

Ursachen von Kurzsichtigkeit

Für eine klare Sicht ist die richtige Brechung der Lichtstrahlen entscheidend. Dafür verantwortlich sind beim Auge die Hornhaut, die vorderste Schicht des Auges, die Augenlinse im Inneren des Auges und zudem spielt die anatomische Länge des Augapfels eine wichtige Rolle.

Es gibt verschiedene Faktoren für eine Kurzsichtigkeit. Im Folgenden eine Übersicht mit den wichtigsten Ursachen:

Genetische Faktoren

Kurzsichtigkeit tritt meistens bereits im Kindesalter auf. Der genaue Grund, warum manche Kinder kurzsichtig werden und andere nicht, ist zwar nicht vollständig geklärt, doch scheint die Vererbung ein entscheidender Faktor zu sein, wenn auch nicht der einzige. Wenn beide Eltern kurzsichtig sind, besteht ein höheres Risiko, dass auch ihre Kinder kurzsichtig sind. Es ist jedoch nicht möglich, allein durch die Untersuchung der familiären Abstammung vorherzusagen, ob Kinder eine gute Sehkraft haben werden oder nicht. Die ersten Anzeichen treten meistens im Alter von etwa 10 Jahren auf, wenn die Kinder in der Schule nicht mehr gut erkennen können, was der Lehrer auf die Tafel schreibt. Daher spricht man bei dieser einfachen Myopie (Myopia Simplex) oft auch von „Schulmyopie“, obwohl die Schule an sich nicht die Ursache für die Kurzsichtigkeit ist.

Anatomische Faktoren

Auch die Anatomie des Auges kann der Grund für eine Myopie sein. Wie schon gesagt, sind Augenlinse, Hornhaut und Augapfel hiermit gemeint.

Zu langer Augapfel

Kurzsichtigkeit tritt in der Regel auf, wenn der Augapfel länger als normal ist. Das führt dazu, dass das Licht vor der Netzhaut und nicht auf ihr fokussiert wird, was zu einem unscharfen Bild führt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Achsenmyopie.

Zu starke Brechkraft

Wenn die Augenlinse oder die Hornhaut eintretende Lichtstrahlen zu stark bricht, treffen diese ebenfalls vor der Netzhaut auf – unabhängig davon, dass die Grösse des Augapfels stimmt. Dadurch kann ebenfalls kein scharfes Bild gesehen werden. Diese Art der Kurzsichtigkeit nennt man daher auch Brechungsmyopie.

In manchen Fällen ist die Kurzsichtigkeit nicht auf einen der anatomischen Faktoren alleine zurückzuführen: eine Myopie kann auch durch eine Kombination aus Achsen- und Brechungsmyopie entstehen.

Weitere Faktoren

Weitere mögliche Faktoren für eine Kurzsichtigkeit sind:

  • Ermüdung des Auges: Beispielsweise durch häufiges Lesen oder Naharbeit bei schlechtem Licht. Einigen Studien zufolge kann ein zu geringer Aufenthalt im Freien die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Kurzsichtigkeit erhöhen.
  • Alter: Kurzsichtigkeit kann eine einfache Alterserscheinung sein: Die Sehkraft der Augen lässt schleichend nach. Die Ursache sind erschlaffende Augenmuskeln, die die Brechkraft der Linse nicht mehr ausreichend gut regulieren und den Brechwert anpassen. So entsteht eine Brechungsmyopie.
  • Maligne Myopie: Dies ist eine seltene Form der Kurzsichtigkeit, die durch ein fortgesetztes Wachstum des Augapfels gekennzeichnet ist. Der Augapfel wächst immer mehr an und die Myopie nimmt in der gleichen Masse zu. Bei dieser bösartigen Form der Myopie können Sehstärken von bis zu -30 dpt auftreten.

Mögliche Folgen bei Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit kann zu weiteren Folgeerscheinungen führen. Vor allem bei starker Kurzsichtigkeit über - 6.0 Dioptrien können in seltenen Fällen noch weitere, schwerere Symptome oder ernste Komplikationen auftreten. Eine starke Myopie kann ein erhöhtes Risiko für Netzhauterkrankungen und Grünen Star sein. Weitere Erkrankungen, die durch hohe Kurzsichtigkeit begünstigt werden können:

  • Grauer Star: Bei Menschen mit hoher Kurzsichtigkeit tritt die altersbedingte Trübung der Augenlinse (Katarakt) oft früher auf.
  • Grüner Star: Personen mit hoher Myopie erkranken ebenfalls häufiger am Grünen Star (Glaukom). Man spricht bei der Häufung von Grauem und Grünen Star in Kombination mit hoher Myopie auch von einer krankhaften Kurzsichtigkeit (pathologische Myopie).
  • Netzhautablösung: Bei stark kurzsichtigen Augen kommt es vermehrt zu einer Degeneration am Rand der Netzhaut. Damit steigt auch die Gefahr einer Netzhautablösung. Symptome einer Netzhautablösung sind plötzlich auftretende Lichtblitze und dunkle Punkte, gefolgt von einem eingeschränkten Gesichtsfeld und vermindertem Sehvermögen. Bei diesen Anzeichen solltest du schnellstmöglich zum Augenarzt.

Diagnose von Kurzsichtigkeit

Um Kurzsichtigkeit zu diagnostizieren, verfügt jeder Augenarzt oder Augenoptiker über geeignete Instrumente.

Als erstes wird mit einem Autorefraktometer die ungefähre Korrektur gemessen. Dabei schaust du ganz einfach in ein Gerät und dieses misst mit einem Lichtstrahl, wie dieses Licht in deinem Auge gebrochen wird. Das gibt bereits ein ziemlich klares Resultat, in welche Richtung die Korrektur geht.

Danach wird die Sehstärke mit einem subjektiven Sehtest (z.B. einem Landolt-Test) abgeglichen. Dazu werden Buchstaben und Zahlen in abnehmender Grösse aus einer Distanz heraus von einer Tafel abgelesen. Der Sehtest wird für jedes Auge einzeln durchgeführt, das jeweils andere Auge wird dabei abgedeckt. Am Schluss erfolgt die Kontrolle mit beiden Augen zusammen.

Abschliessend werden meistens verschiedene Glasstärken zur Korrektur probiert, bis die am besten geeignete Stärke gefunden ist. Das Ergebnis der Augenuntersuchung wird in der Masseinheit Dioptrien (dpt) angegeben, sodass der Augenoptiker dementsprechend eine Sehhilfe anfertigen kann.

Grade von Kurzsichtigkeit

Der Grad der Kurzsichtigkeit wird in der Masseinheit Dioptrien gemessen. Bei Kurzsichtigkeit werden Dioptrien negativ angegeben, also mit einem Minus-Symbol vor dem Wert. Im Gegensatz dazu werden Dioptrien bei Weitsichtigkeit mit einem Plus-Symbol angegeben, also als positive Zahlen. Je nach Schweregrad wird Myopie in verschiedene Stufen eingeteilt:

  • Leichte Kurzsichtigkeit: Von einer leichten Kurzsichtigkeit spricht man bei -0,5 bis -3 Dioptrien. Auch bei leichter Kurzsichtigkeit sind Tätigkeiten wie Autofahren oder Fernsehen ohne Sehhilfe nicht möglich.
  • Mittelschwere Kurzsichtigkeit: Sehstärken von -3 bis -6 Dioptrien gelten als mittelschwere Kurzsichtigkeit. Die Kurzsichtigkeit beginnt hier bereits in kurzer Distanz vor dem Gesicht. Betroffene müssen eine Sehhilfe tragen, um den Alltag normal bewältigen zu können.
  • Schwere Kurzsichtigkeit beginnt bei -6 Dioptrien und reicht bis -8 Dioptrien. Betroffene können Gegenstände nur scharf sehen, wenn sie sich direkt vor dem Gesicht befinden, das heisst in höchstens 30 bis 40 cm Entfernung. Ab einer Kurzsichtigkeit von -6 Dioptrien spricht man auch von einer Myopia Magna.
  • Hohe Myopie ist bei Sehstärken von mehr als -8 Dioptrien gegeben. Von hoher Myopie sind etwa 2 Prozent der Bevölkerung betroffen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit kann mit Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Dabei werden Brillen mit Minusgläsern, sogenannten Zerstreuungslinsen, verschrieben, um die Abweichungen in der Brechkraft auszugleichen und die Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Auch eine Augenlaserbehandlung oder eine Linsenimplantation sind Möglichkeiten zur Korrektur einer Myopie.

Sehhilfen

Kurzsichtigkeit zu behandeln, ist für jeden Augenarzt und Optiker Routine. Je nach Sehstärke und Lebensstil wird der Augenarzt entweder eine Brille oder Kontaktlinsen als Sehhilfe verschreiben.

Brillen

Brillen für Kurzsichtige sind mit sogenannten Minusgläsern ausgestattet, im Gegensatz zu Brillen für Weitsichtige, welche Plusgläser zur Korrektur erhalten. Eintretende Lichtstrahlen werden zuerst leicht gestreut, damit sie danach so gebrochen werden, dass ein scharfes Bild auf der Netzhaut abgebildet wird.

Brillengläser, die Kurzsichtigkeit korrigieren, sind konkav, um den Winkel des einfallenden Lichts zu vergrössern. Man spricht bei Minusgläsern zur Korrektur von Kurzsichtigkeit auch von einer Zerstreuungslinse.
Eine Brille bietet den Vorteil, dass sie sofort Abhilfe schafft. Wer nur eine leichte Kurzsichtigkeit von -0,5 dpt hat und im Alltag auch ohne Sehhilfe zurechtkommt, für diejenige Person eignet sich beispielsweise eine Brille, die man nur beim Autofahren oder zum Fernsehen trägt.

Kontaktlinsen

Wer hingegen sportlich aktiv ist, für den sind Kontaktlinsen gut geeignet. Bei diesen bestehen die Brillengläser aus bruchfestem und besonders leichtem Kunststoff. Kontaktlinsen bieten Bewegungsfreiheit und vermeiden unangenehme Begleiterscheinungen wie Druckstellen auf der Nase, Rutschen oder Anlaufen der Brillengläser. Meistens ist eine Eingewöhnungszeit erforderlich, um die Augen an das Tragen von Kontaktlinsen zu gewöhnen. Auch gilt es die vorgeschriebenen Hygiene- und Pflegemassnahmen bei der Handhabung von Kontaktlinsen einzuhalten. Je nach Verwendungszweck und -häufigkeit empfehlen Augenärzte und Optiker Monats- oder Tageslinsen.

Augenlaserbehandlung

Wer nicht zu einer Sehhilfe greifen möchte, hat durch die moderne Medizin noch weitere Möglichkeiten. Die Brechkraft des Auges kann, wenn du alle Voraussetzungen erfüllst, auch durch eine Augenlaserbehandlung korrigiert werden. Dabei trägt ein Augenlaser mikrofeine Schichten von der Hornhaut ab, um den Winkel der einfallenden Lichtstrahlen zu korrigieren. Die Lichtstrahlen treffen wieder auf der Netzhaut auf, was zu einem scharfen Bild führt. Der Vorteil einer Augenlaserbehandlung liegt auf der Hand: Du bist nicht mehr auf Sehhilfen angewiesen. In vielen Fällen kann die Behandlung eine Fehlsichtigkeit zudem sogar besser korrigieren als eine Sehhilfe.

Alternative zum Lasern: Linsenimplantation und Linsenaustausch

Eine Alternative zu einer Augenlaserbehandlung stellen Linsenimplantationen dar. Dabei wird eine künstliche Linse ins Auge eingesetzt. Man unterscheidet zwischen folgenden zwei Möglichkeiten:

  • Linsenimplantation (ICL): Eine künstliche Linse wird vor die eigene Augenlinse implantiert, damit Fehlsichtigkeiten so dauerhaft behoben werden können. Die Behandlung ist eine gute Alternative für Personen mit einer dünnen Hornhaut oder einer zu starken Fehlsichtigkeit für eine Laserbehandlung.
  • Refraktiver Linsenaustausch (RLA): Hier wird die körpereigene Augenlinse durch eine Kunstlinse (Intraokularlinse IOL) ersetzt. Diese Behandlung eignet sich gut um starke Fehlsichtigkeiten oder Alterssichtigkeit zu korrigieren und ermöglicht eine lebenslange Unabhängigkeit von einer Lese- oder Gleitsichtbrille. Ausserdem beugt sie gleich dem Grauen Star vor.
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