- Sehhilfen
Nachtlinsen – alles, was du wissen musst
- 4 Min. Lesedauer
- Veröffentlicht am 24. November 2022
Sehstärke im Schlaf korrigieren? Hört sich traumhaft an und ist mit sogenannten Ortho-K-Linsen tatsächlich möglich. Die Kontaktlinsen werden lediglich nachts getragen und du kannst tagsüber auf eine Sehhilfe verzichten. Sie werden daher auch als Nachtlinsen bezeichnet. Wie sie funktionieren und was ihre Vor- und Nachteile sind, erklären wir in diesem Artikel.
Was sind Nachtlinsen (Ortho-K-Linsen)?
Die speziellen Kontaktlinsen werden, wie der Name schon sagt, ausschliesslich nachts getragen. Sie arbeiten, während du ruhst und formen in dieser Zeit die oberste Schicht der Hornhaut so um, dass eine Reihe von Sehschwächen auf diese Weise korrigiert werden können.
Im medizinischen Fachbereich werden Nachtlinsen “Ortho-K-Linsen” oder “Orhtokeratologie-Linsen” bezeichnet. “Ortho” bedeutet auf Griechisch “richtig” und Keratologie ist die Lehre der Hornhaut. Kurz gesagt: Die Nachtlinsen sollen die Hornhaut berichtigen.
Nachtlinsen bieten somit eine Alternative zur refraktiven Chirurgie und sind vor allem in den USA sehr beliebt. Dort kommen sie seit vielen Jahren zum Einsatz. In der Schweiz sind sie seit 2003 auf dem Markt, aber weitestgehend unbekannt. Ihre Anpassung erfordert einiges an Fachwissen und sie können nicht alle Fehlsichtigkeiten korrigieren. Das Ziel der Linsen ist, dass die Betroffenen in Zukunft auf ihre Sehhilfe zumindest tagsüber verzichten können. In der Übergangszeit, bis die Sehschwäche korrigiert ist, sollten sie aber noch ihre Brille oder Kontaktlinsen am Tage tragen.
Wie funktionieren Nachtlinsen?
Um die Wirkungsweise von Nachtlinsen zu verstehen, müssen wir uns die Ursachen von Fehlsichtigkeiten näher anschauen. Eine besonders grosse Rolle spielt dabei die Beschaffenheit der Hornhaut. Ist die Oberfläche verkrümmt? Ist zugleich der Augapfel zu kurz oder zu lang? Siehst du in der Ferne oder in der Nähe unscharf? Nachtlinsen formen die Hornhaut wieder so, dass das einfallende Licht richtig gebündelt und ein scharfes Sehen möglich wird.
Nachtlinsen sind härter als normale Kontaktlinsen und werden individuell angepasst. Man setzt sie vor dem Schlafengehen ein und sie üben über Nacht dann Druck auf die Hornhaut aus. Die Anwendung muss mindestens eine Woche lang konsequent jede Nacht erfolgen, um einen Erfolg zu erzielen. Dabei ist es wichtig, dass die Kontaktlinsen mindestens sechs Stunden in den Augen verbleiben.
Aber dann ist es tatsächlich möglich, dass du tagsüber auf deine alte Sehhilfe verzichten kannst. Der Effekt hält nur leider nicht dauerhaft an, da sich die Hornhaut früher oder später von allein wieder zurück in ihre ursprüngliche Form bildet. Wie lange das dauert, ist bei jedem unterschiedlich. Studien haben aber ergeben, dass der Effekt für mindestens 12 Stunden anhält. Bei manchen Trägern hält die Wirkung aber auch für bis zu 48 Stunden an.
Für wen sind Nachtlinsen geeignet?
Angewendet werden die Nachtlinsen bei einer Kurzsichtigkeit (Myopie) von bis zu -5 Dioptrien und bei einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) von bis zu -1,5 Dioptrien. Weitsichtigkeit (Hyperopie) kann dagegen nur bis zu einem geringen Mass ausgeglichen werden. Nachtlinsen sind dann nur für Werte von 1,5 bis 3 Dioptrien sinnvoll.
Leidest du an trockenen Augen, einer Kontaktlinsenunverträglichkeit oder sind deine Augen schnell gereizt, könnten Nachtlinsen für dich eine gute Alternative zu Tageslinsen sein. Dadurch, dass sie nachts getragen werden, trocknen die Augen nicht aus. Sie besitzen zudem einen hohen Tragekomfort und die Träger spüren sie nach einer kurzen Eingewöhnung nahezu nicht mehr im Auge.
Wenn du tagsüber viel vor dem Bildschirm sitzt, in einer staubigen Umgebung arbeitest oder gerne Sport betreibst, ist das Tragen von Kontaktlinsen oder Brille für dich tagsüber kaum möglich oder umständlich. Dann könnten dir die Nachtlinsen eine grosse Abhilfe verschaffen. Aber auch eine Augenlaserbehandlung oder Linsenimplantation kann in diesem Fall eine gute und vor allem dauerhafte Lösung sein.
Was sind die Vorteile von Nachtlinsen?
Die Anwendung von Nachtlinsen kann für viele mit einer Sehschwäche Vorteile bieten. Welche das genau sind, haben wir hier für dich zusammengefasst:
- Tagsüber kannst du auf eine Brille oder normale Kontaktlinsen verzichten.
- Einfache Behandlung deiner Fehlsichtigkeit, ohne eine Sehhilfe oder chirurgischen Eingriff.
- Keine Beeinträchtigung durch Umweltreize wie Staub oder Zugluft.
- Ideal, wenn du eine Kontaktlinsenunverträglichkeit hast.
- Die Nachtlinsen werden sehr gut vertragen.
- Gut geeignet für sportlich aktive Menschen.
Was sind die Nachteile von Nachtlinsen?
Ob Nachtlinsen das Richtige für dich sind, musst du natürlich für dich selbst entscheiden. Denn sie bergen auch einige Nachteile:
- Wenn du unregelmässige Arbeitszeiten hast, die die nächtliche Anwendung einschränken, wird die Benutzung schwierig. Die Linsen müssen mindestens sechs Stunden getragen werden.
- Die Wirkung hält nicht dauerhaft an, sondern maximal 12 bis 48 Stunden.
- Sie müssen dauerhaft über Nacht getragen werden. Sobald du sie über einen längeren Zeitraum weglässt, kommt deine Fehlsichtigkeit wieder auf das alte Niveau zurück.
- Bei starker Ausprägung der Fehlsichtigkeit haben Nachtlinsen keine Wirkung.
- Die jährlichen Kosten für die Speziallinsen sind recht hoch und werden von der Krankenkasse leider nicht übernommen.
- Du solltest trotzdem immer deine gewohnte Sehhilfe dabei haben, da die Sehkraft nach einiger Zeit wieder nachlässt.
Häufig gestellte Fragen zu Nachtlinsen
Wie lange hält der Effekt von Ortho-K-Linsen an?
Der Effekt von Nachtlinsen hält zwischen 12 und 48 Stunden an. Das hängt davon ab, wie stark deine Fehlsichtigkeit ausgeprägt ist und wie deine Hornhaut beschaffen ist. Manche müssen die Linsen also jede Nacht tragen und andere nur alle zwei Nächte.
Wie viel kosten Nachtlinsen?
Die Kosten richten sich nach der Schwere deiner Fehlsichtigkeit und liegen in einer breiten Preisspanne zwischen 700 CHF und 1’900 CHF jährlich je nach Leistung deines Augenzentrums. Nachtlinsen sind Jahreslinsen und sollten nach Ablauf eines Jahres ausgetauscht werden. Im direkten Vergleich ist die einmalige Korrektur mittels einer Augenlaserbehandlung somit kostengünstiger.
Wie lange müssen die Nachtlinsen getragen werden?
Die Linsen müssen mindestens 6 Stunden in den Augen bleiben, um eine Wirkung zu erzielen. Nach einer Woche Anwendung merken die meisten erste Verbesserungen ihrer Fehlsichtigkeit. Damit das so bleibt, müssen die Linsen jede Nacht oder jede zweite Nacht getragen werden. Je nachdem, wie schnell sich deine Hornhaut wieder zurückbildet.
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