Sklerallinsen

Sklerallinsen, auch sklerale Kontaktlinsen genannt, sind spezielle formstabile Linsen mit einem grösseren Durchmesser als herkömmliche Kontaktlinsen. Sie überbrücken die Hornhaut und liegen auf der weissen Augenhaut (Bindehaut oder Konjunktiva) auf. Dadurch bieten sie hohen Tragekomfort und sind ideal für empfindliche oder unregelmässig geformte Hornhäute.

Welche Arten von Sklerallinsen gibt es?

Sklerallinsen gibt es in verschiedenen Ausführungen, die sich vor allem in ihrer Grösse und ihrem Anwendungsbereich unterscheiden:

  • Mini-Sklerallinsen: Diese Linsen haben einen Durchmesser von etwa 14,5 bis 18 mm und überbrücken nur die Hornhaut und einen kleinen Teil der Bindehaut (Konjunktiva). Sie sind leichter einzusetzen als grössere Sklerallinsen.

  • Mittlere Sklerallinsen: Mit einem Durchmesser von 18 bis 20 mm bedecken sie die gesamte Hornhaut und einen grösseren Teil der Sklera. Sie bieten eine stabile Passform und sorgen für eine gleichmässige Benetzung der Augenoberfläche.

  • Gross-Sklerallinsen: Diese Linsen messen 20 bis 24 mm und bedecken einen grosen Bereich der Sklera. Durch ihre Grösse schaffen sie einen grösseren Flüssigkeitsspeicher zwischen Linse und Auge, was zusätzlichen Schutz und Komfort bietet.

Die Wahl der richtigen Sklerallinse hängt von den individuellen Bedürfnissen des Auges ab und sollte immer von einem Spezialisten angepasst werden.

Die ersten Sklerallinsen wurden vor über 100 Jahren entwickelt, als der französische Augenarzt Eugène Kalt sie zur Behandlung von Keratokonus einsetzte. Anfangs bestanden sie aus geblasenem Glas – hart, unbequem und komplett undurchlässig für Sauerstoff. Das machte sie nur für kurze Tragezeiten nutzbar. Erst mit der Entwicklung moderner, hochsauerstoffdurchlässiger Kunststoffe konnten Sklerallinsen ihr volles Potenzial entfalten. Heute bieten sie eine massgeschneiderte Lösung bei komplexen Sehproblemen und ermöglichen ein komfortables Tragen.

Wann kommen Sklerallinsen zum Einsatz?

Sklerallinsen bieten eine Lösung für verschiedene Sehprobleme und Augenerkrankungen, bei denen herkömmliche Brillen oder Kontaktlinsen nicht ausreichen. Sie werden vor allem bei irregulären Hornhautformen, trockenen Augen, starken Fehlsichtigkeiten und nach Verletzungen oder Operationen eingesetzt.

Irreguläre Hornhautformen

Sklerallinsen sind besonders hilfreich bei Erkrankungen, die zu einer ungleichmässigen Form der Hornhaut führen. Dazu gehört Keratokonus, eine fortschreitende Verdünnung und Vorwölbung der Hornhaut, die das Sehen stark beeinträchtigen kann. Auch nach einer Hornhauttransplantation oder bei der seltenen Erkrankung pelluzide marginale Degeneration, welche die Hornhaut ausdünnt, können Sklerallinsen das Sehen deutlich verbessern. Da sie die unregelmässige Oberfläche der Hornhaut überbrücken, sorgen sie für ein klares und stabiles Sehen.

Trockene Augen und Augenoberflächenerkrankungen

Menschen mit schweren trockenen Augen profitieren besonders von Sklerallinsen, da diese ein Flüssigkeitsreservoir über der Augenoberfläche bilden und so für eine konstante Befeuchtung sorgen. Erkrankungen wie das Sjögren-Syndrom führen zu einer verringerten Tränenproduktion und können die Augen stark austrocknen. Auch das Stevens-Johnson-Syndrom kann schwere Schäden an der Augenoberfläche verursachen. In vielen Fällen helfen Sklerallinsen, diese Beschwerden zu lindern. Auch Betroffene mit einer Graft-versus-Host-Reaktion (GvHD) nach einer Stammzelltransplantation, die mit extremer Trockenheit und Reizungen der Augen einhergeht, finden in Sklerallinsen eine wirksame Linderung.

Korrektur starker Fehlsichtigkeiten

In manchen Fällen reichen eine herkömmliche Brille oder normale Kontaktlinsen nicht aus, um eine starke Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Sklerallinsen sind eine Lösung für Betroffene mit hochgradiger Kurz- oder Weitsichtigkeit, da sie eine stabile Sehkorrektur ermöglichen. Auch bei irregulärer Hornhautverkrümmung, die sich mit normalen Kontaktlinsen nur schwer ausgleichen lässt, bieten sie eine gleichmässige optische Fläche für eine verbesserte Sicht.

Schutzfunktion nach Verletzungen oder Operationen

Nach Hornhautverletzungen oder bestimmten Augenoperationen können Sklerallinsen dazu beitragen, die Heilung zu unterstützen und die Augenoberfläche zu schützen. Auch Betroffene, die nach einer LASIK- oder PRK-Behandlung an Sehproblemen oder trockenen Augen leiden, profitieren von der stabilisierenden und feuchtigkeitsspendenden Wirkung dieser speziellen Linsen.

Sklerallinsen werden individuell angepasst und sollten immer in Absprache mit einem Augenarzt oder Optiker verwendet werden, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Welche Vorteile bieten Sklerallinsen?

Sklerallinsen bieten zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen Kontaktlinsen oder Brillen.

  • Verbesserte Sehqualität: Sklerallinsen überbrücken Unebenheiten der Hornhaut und schaffen eine gleichmässige optische Fläche, was eine scharfe und stabile Sicht ermöglicht – selbst bei komplizierten Fehlsichtigkeiten wie Keratokonus.

  • Hoher Tragekomfort: Da die Linsen nicht direkt auf der empfindlichen Hornhaut aufliegen, sondern auf der Bindehaut ruhen, gibt es weniger Reizungen und Druckstellen.

  • Feuchtigkeitsspendende Wirkung: Die Flüssigkeitsschicht unter der Linse hält die Augen feucht und schützt vor Trockenheit – ideal bei trockenen Augen.

  • Stabiler Sitz: Sklerallinsen verrutschen kaum, da sie grösser als herkömmliche Linsen sind und auf der Sklera aufliegen. Das sorgt für eine gleichbleibend gute Sicht, auch bei Bewegung.

  • Schutzfunktion: Sie dienen als Barriere gegen äussere Einflüsse und können nach Augenoperationen oder bei Verletzungen helfen, die Heilung zu unterstützen.

  • Individuelle Anpassung: Jede Sklerallinse wird massgefertigt, um eine optimale Passform und Sehkorrektur zu gewährleisten – auch bei komplexen Sehproblemen.

Welche Nachteile haben Sklerallinsen?

Sklerallinsen bieten viele Vorteile, haben aber auch einige Nachteile. Ihre Anpassung ist aufwendig, da sie individuell gefertigt werden müssen. Zudem erfordert das Einsetzen Übung. Die höheren Kosten und die aufwendige Pflege können für manche Nutzer ebenfalls eine Herausforderung darstellen.

  • Aufwendige Anpassung: Da Sklerallinsen massgefertigt werden, dauert die Anpassung länger als bei herkömmlichen Kontaktlinsen. Mehrere Termine beim Spezialisten sind oft notwendig.

  • Längere Eingewöhnungszeit: Das Einsetzen und Entfernen der Linsen erfordert Übung. Besonders anfangs kann das Handling ungewohnt sein.

  • Höhere Kosten: Im Vergleich zu weichen oder formstabilen Kontaktlinsen sind Sklerallinsen teurer, da sie individuell angefertigt werden. Die Kostenübernahme durch Krankenkassen variiert.

  • Grösserer Platzbedarf im Auge: Durch ihre Grösse können sie anfangs als ungewohnt empfunden werden. In seltenen Fällen können sie auf die Bindehaut drücken oder bei empfindlichen Augen für leichte Irritationen sorgen.

  • Infektionsrisiko: Als Fremdkörper im Auge erhöht sich das Infektionsrisiko.

  • Allergie: Nach einer dauerhaften Nutzung kann das vernarbte Gewebe auf den inneren Augenlidern eine chronische allergische Reaktion (Giant Papillary Conjunctivitis), was von einer Kontaktlinsen-Unverträglichkeit bis hin zu einem permanent geschädigten Auge führen kann.

Wie lange darf man Sklerallinsen tragen?

Sklerallinsen können je nach individuellem Bedarf und Verträglichkeit zwischen 8 und 14 Stunden pro Tag getragen werden. Wichtig ist, regelmässige Pausen einzulegen und auf Anzeichen von Trockenheit oder Unverträglichkeit zu achten. Eine fachgerechte Anpassung durch den Spezialisten ist entscheidend.

Sklerallinsen liegen eng am Augenrand an, sodass ein schlechter Sitz oder unangemessene Nutzung zu Unannehmlichkeiten führen kann. Bei richtiger Anpassung und Pflege bieten sie jedoch hohen Tragekomfort und eine deutliche Verbesserung der Sehqualität. Wer unsicher ist oder Beschwerden hat, sollte sich frühzeitig an einen Spezialisten wenden.