Tränenwege
Die Tränenwege sind ein System von Kanälen, das Tränenflüssigkeit vom Auge zur Nase ableitet. Sie beginnen an den Tränenpunkten im Augenlid, führen durch den Tränensack und enden im Nasenkanal, wo die Flüssigkeit verdunstet oder abfliesst.
Wie sind die Tränenwege im Auge aufgebaut?
Die Anatomie der Tränenwege ist ein komplexes System, das dafür sorgt, dass die Augen stets feucht und gut geschützt bleiben. Alles beginnt mit den sogenannten Tränenpunkten, winzigen Öffnungen am inneren Rand des oberen und unteren Augenlids. Diese kleinen Punkte dienen als Eingang für die Tränenflüssigkeit, die ständig von der Tränendrüse produziert wird, um das Auge vor Austrocknung und Fremdkörpern zu schützen.
Sobald die Tränenflüssigkeit über die Tränenpunkte aufgenommen wurde, fliesst sie durch ein Netz feiner Kanäle, die als Tränenkanälchen bekannt sind. Diese Kanälchen leiten die Tränen in den Tränensack, der sich in der Nähe des inneren Augenwinkels, direkt neben der Nase, befindet. Der Tränensack fungiert als eine Art Sammelstelle für die Tränen, bevor sie in den nächsten Abschnitt des Systems weitergeleitet werden.
Vom Tränensack aus werden die Tränen durch den sogenannten Tränennasengang in die Nase abgeleitet. Dies erklärt auch, warum die Nase oft anfängt zu laufen, wenn wir weinen – die überschüssige Tränenflüssigkeit fliesst über diesen Gang ab. Dort verdunsten die Tränen oder werden über den Nasen-Rachen-Raum weitergeleitet.
Die Tränenabflusswege sind das gesamte System von Kanälen und Säcken, das dafür verantwortlich ist, die Tränenflüssigkeit vom Auge zur Nase zu transportieren.
Die Aufgaben der Tränenwege
Die Tränenwege sorgen dafür, dass die Tränenflüssigkeit nicht nur das Auge feucht hält, sondern auch zuverlässig abgeleitet wird. Diese Flüssigkeit hat mehrere wichtige Aufgaben: Sie schützt das Auge vor dem Austrocknen, hilft bei der Entfernung von kleinen Partikeln wie Staub oder Fremdkörpern und unterstützt gegen Infektionen durch die darin enthaltenen antibakteriellen Stoffe.
Ein gut funktionierendes Tränenweg-System ist entscheidend für die Gesundheit der Augen. Die Tränenwege regeln nicht nur die Feuchtigkeit des Auges, sondern spielen auch eine wichtige Rolle im Schutz und der Reinigung, indem sie überschüssige Tränenflüssigkeit sicher ableiten und so das Gleichgewicht im Auge aufrechterhalten.
Häufige Erkrankungen der Tränenwege
Die Tränenwege sind anfällig für verschiedene Augenerkrankungen, die den Abfluss der Tränenflüssigkeit stören können.
Verstopfter Tränenkanal (Dakryostenose)
Eine Verstopfung des Tränenkanals kann entweder angeboren oder erworben sein. Bei Neugeborenen kommt es häufig vor, dass sich die Tränenwege noch nicht vollständig geöffnet haben. Diese Verstopfung führt zu einem ständigen Tränenfluss (Epiphora), da die Tränen nicht richtig abfliessen können. Bei Erwachsenen kann die Verstopfung durch Infektionen, Entzündungen oder Verletzungen der Tränenwege entstehen. Die Symptome sind tränende Augen, Schwellungen um die Augen und manchmal auch eitriger Ausfluss.
Dakryozystitis (Tränensackentzündung)
Eine Entzündung des Tränensacks tritt häufig als Folge einer Verstopfung der Tränenwege auf. Da die Tränen nicht abfliessen können, staut sich die Flüssigkeit im Tränensack und kann eine Infektion verursachen. Diese äussert sich durch Augenschmerzen, Rötungen und Schwellungen im Bereich des inneren Augenwinkels. In schweren Fällen kann Fieber hinzukommen und es kann sich Eiter bilden.
Tränenwegsstenose
Bei einer Tränenwegsstenose handelt es sich um eine Verengung der Tränenwege, die den Tränenabfluss behindert. Diese Verengung kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens durch Narbenbildung, Entzündungen oder Alterungsprozesse entstehen. Typische Symptome sind chronisch tränende Augen und Infektionen, da die Tränen nicht richtig abfliessen können.
Dakryoadenitis (Entzündung der Tränendrüse)
Eine Entzündung der Tränendrüse kann durch virale oder bakterielle Infektionen ausgelöst werden, etwa durch Mumps oder eine bakterielle Infektion. Die Betroffenen klagen über Schwellungen, Schmerzen und Rötungen im oberen äusseren Bereich des Augenlids. In schweren Fällen kann das Sehen eingeschränkt sein, wenn die Schwellung das Auge stark belastet.
Kanalikulitis
Kanalikulitis ist eine seltene Entzündung der Tränenkanälchen, die oft durch Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht wird. Sie äussert sich durch anhaltende Reizungen, Schwellungen und ein Fremdkörpergefühl im Auge. In einigen Fällen kann eitriges Sekret aus den Tränenpunkten austreten.
Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
Zwar keine direkte Erkrankung der Tränenwege, aber eng damit verbunden ist das trockene Auge. Dabei wird entweder zu wenig Tränenflüssigkeit produziert oder die Zusammensetzung der Tränen ist gestört. Das Auge fühlt sich trocken, gereizt und brennend an. Oft tritt gleichzeitig eine erhöhte Tränenproduktion auf, da das Auge versucht, den Feuchtigkeitsmangel auszugleichen.
Behandlung von Erkrankungen der Tränenwege
Die Behandlung von Tränenwegserkrankungen hängt von der Ursache und dem Schweregrad ab. Leichte Fälle, wie verstopfte Tränenwege bei Neugeborenen oder leichte Entzündungen, können oft mit konservativen Methoden behandelt werden. Dazu zählen Massagen, die den Abfluss der Tränenflüssigkeit fördern, sowie künstliche Tränen oder entzündungshemmende Augentropfen, um die Symptome zu lindern.
Bei Infektionen oder schwereren Entzündungen kommen häufig Antibiotika oder antivirale Medikamente zum Einsatz. Wenn die Tränenwege verengt oder blockiert sind, kann eine spezielle Behandlung erforderlich sein. Dies umfasst Verfahren wie die Sondierung oder Spülung der Tränenkanäle, um Blockaden zu lösen.
In besonders hartnäckigen Fällen oder wenn die konservativen Methoden nicht ausreichen, können chirurgische Eingriffe notwendig werden. Hierbei wird häufig eine Dakryozystorhinostomie (DCR) durchgeführt, bei der eine neue Verbindung zwischen Tränensack und Nasenhöhle geschaffen wird, um den Abfluss der Tränen zu verbessern.
Zusammengefasst reicht die Behandlung von einfachen Massnahmen zur Symptomlinderung bis hin zu operativen Eingriffen, je nachdem, wie schwer die Erkrankung ist.
Wie kannst du Tränenwegserkrankungen vorbeugen?
Auch wenn nicht alle Erkrankungen vollständig verhindert werden können, gibt es dennoch einige Massnahmen, die du ergreifen kannst. Diese helfen, das Risiko von Problemen mit den Tränenwegen zu verringern und deine Augen gesund zu halten.
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Regelmässige Augenuntersuchungen: Du solltest deine Augen regelmässig von einem Augenarzt untersuchen lassen. Besonders wenn du zu Augenentzündungen oder -infektionen neigst, können so mögliche Probleme frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt werden.
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Gute Hygiene: Achte darauf, deine Augen stets sauber zu halten. Wasche dir regelmässig die Hände und vermeide es, dir mit ungewaschenen Händen in die Augen zu fassen. Reinige deine Augenlider vorsichtig, um Rückstände von Make-up oder Schmutz zu entfernen. Achte auf die richtige Pflege deiner Kontaktlinsen und desinfiziere sie regelmässig, um Infektionen vorzubeugen.
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Lidrandpflege: Eine gute Lidrandpflege ist entscheidend, um Entzündungen und Verstopfungen der Tränenwege zu verhindern. Verwende spezielle Reinigungstücher oder Augenlidreinigungslösungen. Dies entfernt Ablagerungen und überschüssige Öle, welche die Tränenwege blockieren könnten.
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Allergiemanagement: Versuche, Allergene zu meiden, die deine Augen reizen könnten. Nutze allergiemindernde Augentropfen und halte deine Umgebung möglichst allergenfrei, um Tränenüberflüsse und Reizungen zu minimieren.
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Gesunde Ernährung und Flüssigkeitszufuhr: Vor allem Lebensmittel wie Karotten, Spinat und fetter Fisch, die reich an Vitamin A und Omega-3-Fettsäuren sind besonders gesund für deine Augen. Trinke zudem ausreichend Wasser, um deine Augen feucht und gesund zu halten.
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Vermeidung von Umweltfaktoren: Schütze deine Augen vor direkter Sonneneinstrahlung und starkem Wind, indem du eine Sonnen- oder Schutzbrille trägst. In trockenen Klimazonen oder bei Klimaanlagen kann ein Luftbefeuchter helfen, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen und das Austrocknen deiner Augen zu verhindern.
Mit diesen Tipps kannst du das Risiko von Tränenwegserkrankungen reduzieren und die Gesundheit deiner Augen langfristig erhalten.