- Sehhilfen
Welche Sehhilfen gibt es?
- 8 Min. Lesedauer
- Veröffentlicht am 25. November 2022
Leidest du an einer Sehschwäche, benötigst du in unterschiedlichen Situationen oder auch dauerhaft eine Sehhilfe. Diese kann deinen Alltag und auch dein Berufsleben erleichtern und wieder für mehr Lebensqualität sorgen. Doch welche Arten von optischen Hilfsmitteln gibt es und wann benötigst du welche? Das und alle weiteren wichtigen Fragen klären wir in diesem Artikel.
Was versteht man unter einer Sehhilfe?
Unter dem Begriff Sehhilfen versteht man alle optischen Hilfsmittel, die eine Einschränkung der Sehfähigkeit verbessern. Auch werden Sehhilfen nach Behandlungen von Sehstörungen zur Rehabilitation eingesetzt. Bereits im 13. Jahrhundert gab es die erste Sehhilfe. Der sogenannte Lesestein aus Beryll (Bergkristall) und Quarz wurde auf die Schrift gelegt, um die Buchstaben zu vergrössern.
Welche Arten von Sehhilfen gibt es?
Wenn man an Sehhilfen denkt, fallen einem wohl zuerst Brillen und Kontaktlinsen ein. Doch es gibt noch weitere Sehhilfen, die für bestimmte Zwecke verwendet werden und alltägliche Dinge für die Betroffenen erleichtern können. So gibt es zudem vergrössernde Sehhilfen wie Lupen oder Lupenbrillen und mittlerweile auch elektro-optische Sehhilfen wie ein Bildschirmlesegerät. Die gängigsten Sehhilfen haben wir hier für dich zusammengefasst und im Detail erklärt:
Brillen
Die Brille gehört wohl zu der meist verwendeten Sehhilfe. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausführungen, was das Design angeht, aber auch die Beschaffenheit der Brillengläser. Man unterscheidet im Prinzip zwischen drei Arten von Brillengläsern.
- Einstärkengläser oder Einstärkenbrillen kommen zum Einsatz, wenn nur eine Fehlsichtigkeit korrigiert werden soll. Die Gläser werden in der Anfertigung so gewölbt, dass sie auf eine Sehstärke optimiert sind. Sie können so entweder eine Kurzsichtigkeit (Myopie), eine Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ausgleichen. Lesebrillen oder Bildschirmbrillen sind solche Einstärkenbrillen, die nur zeitweise getragen werden und den Alltag oder das Arbeiten erleichtern.
- Mehrstärkengläser oder Mehrstärkenbrillen können, wie der Name schon sagt, mehrere Fehlsichtigkeiten korrigieren. Die Brillengläser werden so geschliffen, dass sie verschiedene Zonen besitzen. Jede Zone gleicht eine andere Sehdistanz aus. Bei Gleitsichtbrillen befindet sich etwa der Fernbereich oben im Glas und der Nahbereich unten. Mit einer solchen Brille ist es möglich, die Alterssichtigkeit (Presbyopie) zu korrigieren.
- Filtergläser werden zum Beispiel bei Sonnenbrillen verwendet. Sie gleichen dann nicht unbedingt eine Fehlsichtigkeit aus, obwohl es auch Sonnenbrillen mit Sehstärke gibt, sondern schützen die Augen vor UV-Strahlung und sorgen so für ein stressfreies Sehen. Es gibt sie in verschiedenen Farbtönen und die Brillen sind in erster Linie ein modisches Accessoire.
Kontaktlinsen
Kontaktlinsen werden immer beliebter als Alternative zur Brille. Auch hier gibt es verschiedene Arten, die sich im Material und in der Tragedauer sowie im Tragekomfort unterscheiden. Alle haben gemeinsam, dass eine Eingewöhnungszeit erfolgen muss und eine Anpassung bei einem Kontaktlinsenspezialisten erfolgen sollte. Man unterscheidet sie in folgenden Kategorien:
- Weiche Kontaktlinsen werden aus gelartigem Kunststoff hergestellt und sind sehr flexibel. Sie sind sehr dünn und schmiegen sich ans Auge an, wodurch sie als äusserst angenehm empfunden werden und die Träger sie nach einer kurzen Eingewöhnungszeit oft nicht mehr im Auge spüren. Doch bei trockenen Augen sind die weichen Linsen oft nicht geeignet, da sie den Sauerstofftransport zur Hornhaut stark einschränken.
- Harte Kontaktlinsen oder auch formstabile Kontaktlinsen genannt, schwimmen auf dem Tränenfilm auf und saugen sich nicht am Auge fest. Somit wird die Hornhaut weiterhin mit Sauerstoff versorgt und die Linsen können in vielen Fällen auch bei trockenen Augen getragen werden. Sie sind robuster als weiche Linsen und haben eine längere Lebensdauer. Allerdings ist die Eingewöhnungszeit meist länger.
- Die Nutzungsdauer ist ein weiterer Punkt, in dem sich Kontaktlinsen unterscheiden. Die Kunstlinsen gibt es sowohl als Tages-, Monats- und auch als Jahreslinsen. Nur so lange, wie es der Hersteller empfiehlt, haben die Kontaktlinsen ihre Zulassung und sollten nach Ablauf dieser Zeit getauscht werden.
- Kontaktlinsen kommen in verschiedenen Formen – je nach Fehlsichtigkeit können Kontaktlinsen sphärisch geformt sein und so eine Korrektur von Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit ermöglichen. Torische Kontaktlinsen gleichen eine Hornhautverkrümmung aus und bifokale oder multifokale Linsen können mehrere Sehbereiche abdecken, ähnlich wie eine Mehrstärkenbrille.
Vergrössernde Sehhilfen
In manchen Fällen kommen Brillen und Kontaktlinsen an ihre Grenzen, denn oft ist eine altersbedingte Veränderung der Makula der Grund, weshalb es vielen Senioren schwer fällt, eine Zeitung zu lesen oder das geliebte Kreuzworträtsel zu machen. Bei einer Makuladegeneration sehen die Betroffenen alles, was sich mittig vor dem Auge befindet, verschwommen. Eine Sehhilfe fürs Alter kann dann wieder für mehr Lebensqualität sorgen.
- Lupen, oder besser gesagt Handlupen, sind die am meisten verwendete vergrössernde Sehhilfe. Sie können sehr flexibel eingesetzt werden wie beim Kochen, zum Lesen von Rezepten, beim Entziffern von kleinen Schriften auf Verpackungen im Supermarkt oder auch beim Zeitungslesen. Es gibt sie von 1,5-facher bis 15-facher Vergrösserung.
- Lupenbrillen sind sehr starke Lesebrillen ab einem Dioptrienwert von 4 aufwärts. Auch sie können die Schrift bis zu 15-fach vergrössern und sind in ihrer Handhabung einfacher als eine Handlupe. Mit einer Lupenbrille muss man, genau wie mit einer Handlupe, die Gegenstände sehr nah vors Gesicht halten, sonst wird das Bild unscharf.
- Fernrohrbrillen können durch das eingebaute Fernrohr in den Brillengläsern Gegenstände in der Entfernung vergrössern. Die speziellen Brillen können für ein Auge oder für beide angefertigt und ermöglichen es, dass zudem eine Kurz- beziehungsweise Weitsichtigkeit oder eine Hornhautverkrümmung berücksichtigt werden kann. Wenn man sie trägt, schätzt man Entfernungen anders ein und sie sollten deshalb nur im Sitzen getragen werden. Etwa bei einer Theateraufführung oder einem Videovortrag an einer Leinwand.
Elektronisch vergrössernde Sehhilfen
Neben den oben genannten Sehhilfen, gibt es noch elektronische Sehhilfen, die individuell auf die eigene Sehbehinderung eingestellt werden kann. Sie haben zudem den Vorteil, dass sie noch weitere Funktionen bieten, wie in etwa eine Vorlesefunktion oder eine Screenshot-Funktion.
- Bildschirmlesegeräte machen es möglich, dass Menschen mit einer Sehbehinderung wieder uneingeschränkt am Arbeitsleben teilnehmen können. Dabei wird das Schriftstück unter die Kamera gelegt und per Hand verschoben. Eine vergrösserte Darstellung wird dann auf einem Bildschirm angezeigt. Die Vergrösserung ist am Gerät stufenlos verstellbar und liegt zwischen 2 und 40. Diese Schwarz-Weiss-Geräte verfügen über lediglich vier Bedienknöpfe, was hauptsächlich für Senioren leicht zu bedienen ist. Es gibt aber auch moderne Geräte, an denen man noch mehr Einstellungen wie Farbe, Helligkeit und Hintergrund einstellen kann.
- Elektronische Lupen sind kompakte Sehhilfen, die in jede Handtasche passen. Sie werden auch als mobile Lesegeräte bezeichnet und funktionieren ähnlich wie ein Bildschirmlesegerät. Du hältst die Kamera einfach über dein Schriftstück und die Vergrösserung wird in einem kleinen Bildschirm angezeigt. Das ermöglicht dir, im Zug gemütlich ein Buch zu lesen. Das Gerät wird mit einem Akku betrieben und hat eine Laufzeit von ca. 1,5 bis 4 Stunden.
Wann benötige ich eine Sehhilfe?
Ob du eine Sehhilfe benötigst und wenn ja, was für eine, kann dir dein Augenoptiker oder Augenarzt sagen. Sobald du eine Verschlechterung deiner Sehkraft bemerkst, solltest du einen Sehtest durchführen. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob du an einer Fehlsichtigkeit leidest und wie stark diese ausgeprägt ist. Regelmässige Kontrollen beim Spezialisten sind wichtig, da sich das Auge ständig verändert und Sehhilfen dementsprechend angepasst oder komplett umgestellt werden müssen.
- Kurzsichtigkeit (Myopie): Hierbei ist das scharfe Sehen in die Ferne eingeschränkt, wogegen Gegenstände in der Nähe klar und deutlich erkannt werden. Ab einem Dioptrienwert von -0,5 ist es sinnvoll, sich eine Sehhilfe anfertigen zu lassen. Eine Kurzsichtigkeit kann gut mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden.
- Weitsichtigkeit (Hyperopie): Bei dieser Fehlsichtigkeit fällt es den Betroffenen schwer, Gegenstände in der Nähe scharf zu sehen. Dinge auf Distanz können sie dagegen problemlos erkennen. Auch hier wird empfohlen, ab einem Dioptrienwert von +0,5 eine Sehhilfe zu tragen.
- Hornhautverkrümmung (Astigmatismus): Die Oberfläche der Hornhaut ist im Auge normalerweise gleichmässig gewölbt, sodass die einfallenden Lichtstrahlen sauber gebündelt werden und ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht. Bei einer Hornhautverkrümmung ist sie ungleichmässig verformt und die Betroffenen sehen unscharf. Speziell geschliffene Brillengläser oder Kontaktlinsen können das beheben.
- Alterssichtigkeit (Presbyopie): Dabei handelt es sich um den natürlichen Alterungsprozess der Augen. Dieser verschlechtert das Sehen im Nahbereich und Betroffene benötigen dann zum Lesen oder zum Arbeiten vor dem Bildschirm eine Brille. Meist macht sich die Alterssichtigkeit ab 45 Jahren bemerkbar.
- Makuladegeneration: Die Makula befindet sich im hinteren, mittigen Bereich der Netzhaut und sorgt dafür, dass wir scharf sehen können. Durch Erkrankungen oder altersbedingt verkümmert sie und die Betroffenen erkennen Dinge, die sie mittig vor Augen haben, nur noch verschwommen. Im Verlauf der Erkrankung schreitet der Sehverlust immer weiter voran. Hier können Brillen oder Kontaktlinsen nichts mehr ausrichten. Dafür können die verschiedenen vergrössernden Sehhilfen Abhilfe verschaffen.
- Grauer Star (Katarakt): Hierbei handelt es sich um eine Augenerkrankung, bei der sich die Linse trübt. Die Betroffenen sehen dann wie durch ein Milchglas, was den Alltag stark beeinträchtigen kann. Es ist eine typische altersbedingte Erkrankung und wird operativ behandelt. Im Anschluss benötigen die meisten dennoch eine Brille, um scharf sehen zu können.
- Grüner Star (Glaukom): Eine Gruppe von Augenerkrankungen schädigt den Sehnerv und verschlechtert so nach und nach das Sehvermögen. Mit zunehmenden Alter steigt das Risiko, am Grünen Star zu erkranken. Je nach Befund wird es mit einer Operation und unterschiedlichen Sehhilfen behandelt.
- Farbenblindheit: Hier wird differenziert zwischen Menschen, die gar keine Farben wahrnehmen und Menschen, die an der Rot-Grün-Schwäche leiden und dagegen alle anderen Farben problemlos erkennen. Für beides gibt es mittlerweile Brillen, deren Gläser mit speziellen Filtern beschichtet sind. Diese macht es Farbenblinden möglich, die Welt wieder bunt zu sehen.
Welche Alternativen zu Sehhilfen gibt es?
Möchtest du dauerhaft auf eine Sehhilfe verzichten, gibt es die Möglichkeit einer Augenlaserbehandlung oder der Implantation von künstlichen Linsen. Bei einer Korrektur mittels Laserstrahl wird die Beschaffenheit der Hornhaut so modelliert, dass sie deine Fehlsichtigkeit ausgleicht und die einfallenden Lichtstrahlen wieder korrekt gebündelt auf die Netzhaut eintreffen.
Eine andere Möglichkeit ist es, dir in einem kurzen operativen Eingriff eine künstliche Kontaktlinse einsetzen zu lassen. Diese wird vor die körpereigene Linse eingesetzt. Im Fall von Alterssichtigkeit oder sehr starker Fehlsichtigkeit kann die körpereigene Augenlinse auch entfernt werden. Hierzu wird diese mit einem Laser zunächst zerkleinert und abgesaugt. Anschliessend wird die neu angepasste Kunstlinse implantiert und bleibt im Idealfall für dein restliches Leben im Auge.
Nach beiden Eingriffen bist du in der Regel nicht mehr auf Sehhilfen angewiesen.
Häufig gestellte Fragen rund um Sehhilfen
Zahlt die Krankenkasse meine Sehhilfe?
Die Grundversicherung beteiligt sich pro Jahr mit ca. 180 CHF bei medizinisch bedingten Fällen an den Kosten einer Brille oder Kontaktlinsen. Die Kosten für andere Sehhilfen und für welche, die nicht krankheitsbedingt benötigt werden, müssen selbst getragen werden. Es kann sich also unter Umständen lohnen, eine Zusatzversicherung abzuschliessen.
Benötige ich eine Sehhilfe für meinen Führerschein?
Dein Sehvermögen darf nicht schlechter als 70 % sein, um ohne Sehhilfe Auto zu fahren. Bevor du einen Führerschein machst, musst du ohnehin einen Sehtest absolvieren. Fällt dieser schlechter aus, musst du zum Steuern eines Fahrzeuges eine Sehhilfe tragen. Je nach Stärke einer Fehlsichtigkeit muss diese im Führerschein eingetragen werden und wird bei einer Verkehrskontrolle auch überprüft.
Ab wann wird von einer Sehbehinderung gesprochen?
Von einer Sehbehinderung wird gesprochen, wenn der Betroffene auf dem besseren Auge trotz Sehhilfe nicht mehr als 30 % Sehkraft hat. Eine Sehbehinderung wird unterschiedlich eingestuft. Als geringgradige Sehbehinderung wird ein Sehvermögen zwischen 30 % und 10 % bezeichnet. Eine Sehschärfe von 10 % bis 5 % gilt als wesentliche Sehbehinderung und bei 5 % bis 2 % spricht man von einer hochgradigen Sehbehinderung. Alles, was unter 2 % liegt, gilt als blind.
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