Fehlsichtigkeit

Alterssichtigkeit (Presbyopie) erklärt

Unter Alterssichtigkeit, auch Presbyopie genannt, versteht man eine mit fortschreitendem Alter stärker werdende Fehlsichtigkeit. Man bezeichnet sie auch als Altersweitsichtigkeit, da mit ihr die Fähigkeit abnimmt, Objekte in der Nähe scharf zu sehen. Sie äussert sich also zum Beispiel dadurch, dass beim Lesen eine Brille benötigt wird.

August 22, 2022 Lesedauer: 6 minuten

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Was ist Alterssichtigkeit?

Von Alterssichtigkeit sprechen wir, wenn nahe Objekte mit zunehmendem Alter nach und nach immer weniger scharf gesehen werden. Alterssichtigkeit ist, im Gegensatz zu Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung, weder eine Fehlsichtigkeit noch eine Krankheit, sondern ein normaler Alterungsprozess. Sie lässt sich mit einer Sehhilfe oder Operation korrigieren.

Wie macht sich Alterssichtigkeit bemerkbar?

Alterssichtigkeit trifft leider jeden mal – auch wenn du bisher nie eine Brille tragen musstest. Meistens beginnt Alterssichtigkeit zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr. Die Symptome der Alterssichtigkeit stellen sich schleichend ein. Oft bemerkt man eine Verschlechterung der Nahsicht erst daran, dass man beim Lesen die Schrift schlechter entziffern kann.

Wenn du bemerkst, dass du Schwierigkeiten dabei bekommst, Kleingedrucktes zu lesen,  sei es in gedruckter Form oder auf den Bildschirmen von Handys, Tablets, Computern usw., könntest du unter einer beginnenden Alterssichtigkeit leiden.

Symptome der Alterssichtigkeit sind unter anderem:

  • Probleme, Dinge in der Nähe scharf zu sehen.
  • Schrift muss weit von den Augen weg gehalten werden, um sie gut erkennen zu können.
  • Die Augen fühlen sich müde, überangestrengt oder gereizt an.
  • Kopfschmerzen und eine generelle Müdigkeit.

Augenärzte oder Optiker können Alterssichtigkeit im Rahmen einer vollständigen Augenuntersuchung feststellen. Dazu gehört auch ein Sehtest, mit dem deine Dioptrienwerte ermittelt werden. Die Fehlsichtigkeit kann dann mit einer geeigneten Sehhilfe entsprechend korrigiert werden.

Was ist die Ursache für Alterssichtigkeit?

Die Ursache von Alterssichtigkeit ist der normaler Alterungsprozess. Das Auge verliert nach und nach die Fähigkeit, sich auf nahe Objekte scharf zu stellen, da die Augenlinse mit zunehmendem Alter ihre Elastizität verliert. Auch der Augenmuskel, der die Bewegungen und das Zusammenziehen der Linse steuert, wird mit dem Alter schwächer.

Die Linse sitzt im Inneren des Auges, hinter der Iris. Sie verändert ihre Form, um das Licht auf der Netzhaut zu bündeln, um Objekte in unterschiedlicher Entfernung scharf zu sehen. In jungen Jahren ist die Linse weich und flexibel und kann ihre Form leicht verändern. So kann man sowohl nahe als auch ferne Objekte fokussieren. Nach dem 40. Lebensjahr verliert die Linse an Elastizität und kann ihre Form daher nicht mehr so leicht verändern. Auch die Kraft des Augenmuskels, der die Krümmung der Linse steuert, nimmt immer mehr ab.

Das Resultat: Das Auge kann bestimmte Bereiche nicht mehr scharf abbilden. Dies erschwert zum Beispiel das Lesen, das Einfädeln einer Nadel oder andere Aufgaben, die das Sehen in der Nähe erfordern.

Wie kann Altersweitsichtigkeit behandelt werden?

Es gibt keine Möglichkeit, den normalen Alterungsprozess, der die Alterssichtigkeit verursacht, aufzuhalten oder umzukehren. Die Alterssichtigkeit kann jedoch durch eine Brille, Kontaktlinsen oder eine Operation korrigiert werden. Normalerweise wird eine Lesebrille verwendet. Eine weitere Behandlungsoption ist eine Operation, bei der die Augenlinse durch eine künstliche Linse ersetzt wird.

Mit welchen Sehhilfen kann Alterssichtigkeit korrigiert werden?

Zur Korrektur von Alterssichtigkeit werden sowohl Brillen als auch Kontaktlinsen eingesetzt. Hier findest du eine Übersicht, für welche Fälle die verschiedenen Arten von Brillengläsern und Linsen verwendet werden:

Brillengläser bei Alterssichtigkeit:

  • Reine Lesebrille: Wenn die Korrektur nur beim Lesen gebraucht wird, genügt eine reine Lesebrille.
  • Gleitsichtgläser (auch “progressive Gläser”): Besteht neben der Altersweitsichtigkeit auch eine Kurzsichtigkeit, müsste man die Brille andauernd wechseln, um sowohl in der Nähe als auch in der Ferne scharf sehen zu können. Eine Gleitsichtbrille oder deckt alle Entfernungen von ganz nah bis fern ab, sodass nur eine einzige Brille notwendig ist.
  • Bifokal- und Trifokalbrillen: Eine Bifokalbrille besteht aus zwei Hälften mit unterschiedlichen Dioptrienwerten, bei einer Trifokalbrille sind die Brillengläser dreigeteilt. Ein Teil dient für die Nahsicht, der andere oder die anderen für die Fernsicht. Im Unterschied zur Gleitsichtbrille gibt es keinen progressiven Übergang zwischen den verschiedenen Sehstärken, das Tragen einer Mehrstärkenbrille empfinden die meisten daher als weniger komfortabel.

Kontaktlinsen bei Alterssichtigkeit

  • Multifokale Kontaktlinsen: Besteht neben der Altersweitsichtigkeit auch eine Kurzsichtigkeit, so können sich multifokale Kontaktlinsen eignen. Diese ist in verschiedene Bereiche mit unterschiedlicher Sehstärke aufgeteilt, sodass beim ein Sehen in allen Entfernungen ermöglicht wird.
  • Bifokale Kontaktlinsen: Im Gegensatz zu multifokalen Linsen, bestehen Bifokallinsen lediglich aus zwei Bereichen, einen für das Sehen in der Ferne und einen für das Sehen in der Nähe. Beim Geradeaussehen sieht man in der Ferne, beim Herabblicken in der Nähe scharf.
  • Einstärken-Kontaktlinsen: Auch Einstärkenlinsen können eingesetzt werden, um Alterssichtigkeit zu korrigieren – bei der sogenannten “Monovision” ist das eine Auge für die Nahsicht, das andere für die Fernsicht zuständig ist. Die Einstärken-Kontaktlinsen werden so eingesetzt, dass du auf einem Auge in der Ferne scharf sehen kannst und auf dem anderen Auge in der Nähe. Dies erfordert eine gewisse Eingewöhnungszeit, während der du das Gehirn darauf trainieren musst, nur ein Auge für die jeweilige Entfernung zu benutzen. Leider können Entfernungen und Geschwindigkeiten schlechter eingeschätzt werden, weshalb Monovision zum Autofahren nicht geeignet ist.

Kann man Altersweitsichtigkeit lasern?

Im Prinzip ist Alterssichtigkeit genauso mit einer Laseroperation behandelbar wie eine Weitsichtigkeit oder Kurzsichtigkeit. Allerdings wird in fortgeschrittenen Alter von einer Laserbehandlung in der Regel abgeraten: Zum einen ist die erreichte Korrektur mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht von Dauer, da der Elastizitätsverlust der Linse im Alter weiter voranschreitet. Ausserdem ist auch ein höheres Alter ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor.

Ist Altersweitsichtigkeit operabel?

Altersweitsichtigkeit kann operativ behandelt werden, indem die natürliche eigene Linse des Auges gegen eine multifokale künstliche Linse ausgetauscht wird. Dadurch kann das Auge sowohl in der Ferne als auch in der Nähe wieder scharf sehen. Eine Eingewöhnung ist meistens nicht nötig.

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Operation zum Einsetzen einer künstlichen Linse durchzuführen. Zum einen kann die Operation manuell durchgeführt werden, also mit Hilfe eines Skalpells, mit dem der Chirurg winzige Schnitte entlang der Hornhaut anlegt. Durch diese Öffnung gelangt der operierende Augenarzt bis zur Linse im Augeninneren. Die Augenlinse wird daraufhin mit Ultraschall zertrümmert, aus dem Auge entfernt, und die künstliche Linse wird eingesetzt.

Die zweite Möglichkeit ist, einen Laser einzusetzen, um die Hornhaut zu öffnen und anschließend die Linse zu zerkleinern und zu entfernen. Der Vorteil dieser Methode ist die sehr hohe Exaktheit, mit der der Laser arbeitet.

Der Einsatz einer künstlichen Linse bringt allerdings Risiken mit sich. Nebenwirkungen kommen zwar vergleichsweise selten vor, können aber schwerwiegend sein. Es kann zu Blutungen, Netzhautablösungen oder Kapselrissen kommen. Harmlosere, häufiger vorkommende Nebenwirkungen sind Juckreiz oder Rötung bzw. Entzündungen. Um Entzündungen vorzubeugen, müssen nach einer Linsenoperation mehrere Wochen lang antibiotische Augentropfen verwendet werden.

FAQ: Häufig gestellte Fragen rund um Alterssichtigkeit

Kann man Altersweitsichtigkeit vorbeugen?

Es ist leider nicht möglich, Altersweitsichtigkeit vorzubeugen oder zu vermeiden. Sie gehört zum normalen und natürlichen Alterungsprozess dazu und trifft uns alle mal, da die Augenlinse im Alter an Elastizität und der Augenmuskel an Kraft verliert. Es ist daher vollkommen normal, wenn die Sicht im Alter nachlässt.

Wann beginnt die Alterssichtigkeit?

Die meisten Menschen entwickeln spätestens im Alter von etwa 60 Jahren eine Alterssichtigkeit. Meistens tritt sie jedoch zwischen dem 45. und dem 50. Lebensjahr auf. Die Alterssichtigkeit schreitet zunächst fort und kommt dann zu einem Stillstand. Meistens entwickelt sie sich nach dem 65. Lebensjahr nicht mehr weiter und bleibt stabil.

Wie schnell schreitet Alterssichtigkeit voran?

Es ist individuell unterschiedlich, wie schnell Alterssichtigkeit voranschreitet. Die Anfänge machen sich meist dadurch bemerkbar, dass man kleingedruckte Schrift weiter von sich weghalten muss, um sie zu erkennen. Mit der Zeit genügt auch das nicht mehr und es ist eine Sehhilfe erforderlich.

Wird jeder Mensch alterssichtig?

Alterssichtigkeit betrifft früher oder später tatsächlich jeden einmal. Sie ist keine krankhafte Veränderung des Auges, sondern ein Teil des normalen Alterungsprozesses. Nur der Zeitpunkt des Auftretens und die Stärke der Alterssichtigkeit können sich von Mensch zu Mensch unterscheiden.

Werden Kurzsichtige auch altersweitsichtig?

Alterssichtigkeit tritt unabhängig von Kurzsichtigkeit auf. Es ist nicht so, dass Kurzsichtigkeit vor Alterssichtigkeit „schützt“. Wenn die Linse mit dem Alter ihre Elastizität verliert, kommt es zu Alterssichtigkeit. Besteht zusätzlich eine Kurzsichtigkeit, sieht das Auge weder nah noch fern scharf. Dann müssen evtl. beide Fehlsichtigkeiten korrigiert werden.

Was ist der Unterschied zwischen Weitsichtigkeit und Altersweitsichtigkeit?

Bei normaler Weitsichtigkeit wird der Brennpunkt hinter der Netzhaut gebildet – nahe Objekte erscheinen dann unscharf. Ursachen sind zum Beispiel ein zu kurzer Augapfel, oder eine zu geringe Brechkraft der Linse. Altersweitsichtigkeit hingegen entsteht durch altersbedingten Elastizitätsverlust der Linse, auch wenn man das ganze Leben lang keine Weitsichtigkeit hatte.

Gibt es auch Alterskurzsichtigkeit?

Normale Kurzsichtigkeit entsteht meistens bei jungen Menschen bis zum Alter von 25 Jahren. Bis 30 Jahre kann sie sich weiter verschlechtern. Manchmal tritt Kurzsichtigkeit erst im Alter von 40 Jahren auf. Dann spricht man von Alterskurzsichtigkeit. Ursache ist auch wie bei der Altersweitsichtigkeit der Elastizitätsverlust der Linse.

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