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Brillen für Farbenblinde: Kann man Farben wirklich sehen lernen?

  • 7 Min. Lesedauer
  • Veröffentlicht am 20. August 2024

Farbenblindheit bedeutet nicht, dass du nur Schwarz-Weiss siehst. Oft geht es darum, bestimmte Farbtöne zu verwechseln oder nicht so intensiv wahrzunehmen. Spezialbrillen sollen dabei helfen, Farben deutlicher zu erkennen. Aber wie funktionieren sie, was können sie leisten und lohnt sich die Anschaffung? Hier erfährst du alles, was du wissen musst!

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Was ist Farbenblindheit?

Farbenblindheit, auch Farbfehlsichtigkeit genannt, ist eine Sehstörung, bei der bestimmte Farbtöne schlecht oder gar nicht unterschieden werden können. Überwiegend betrifft es Rot und Grün. Ursache sind oft genetische Faktoren, bei denen die Zapfen (Farbrezeptoren) im Auge, die für das Farbsehen verantwortlich sind, nicht richtig funktionieren. Selten kann Farbenblindheit auch durch Erkrankungen oder Verletzungen entstehen.

Zusätzlich zur genetischen Veranlagung können Umwelteinflüsse und bestimmte Medikamente die Farbwahrnehmung beeinträchtigen. Farbenblindheit tritt in verschiedenen Formen auf, wie der Rot-Grün-Schwäche, bei der Unterschiede zwischen Rot und Grün nicht erkannt werden können. Oder die Blau-Gelb-Schwäche, bei der Schwierigkeiten bestehen, zwischen Blau und Gelb zu unterscheiden.

Die Schwere der Farbenblindheit kann variieren, von leichten Unterschieden bis hin zu starken Einschränkungen. Für Betroffene kann es hilfreich sein, sich über die verschiedenen Arten der Farbenblindheit und deren Auswirkungen zu informieren, um geeignete Hilfsmittel oder Anpassungen im Alltag zu finden.

Wie funktioniert eine Brille für Farbenblinde?

Eine Brille für Farbenblinde funktioniert durch spezielle Filter in den Gläsern, die bestimmte Wellenlängen des Lichts blockieren oder verstärken. Diese Filter sind so gestaltet, dass sie die Überlappungen der Lichtwellen, die Farbenblinde oft nicht unterscheiden können, reduzieren. Besonders bei der Rot-Grün-Schwäche, der häufigsten Form der Farbenblindheit, kommt es zu einer Vermischung der roten und grünen Lichtwellen im Lichtspektrum. Die Brille filtert gezielt diese überschneidenden Wellenlängen heraus und verstärkt den Kontrast zwischen den Farben.

Die Technologie dahinter basiert auf dem Prinzip der spektralen Trennung. Die Gläser der Brille sind mit speziellen Farbstoffen oder Beschichtungen versehen, die selektiv Licht bestimmter Wellenlängen absorbieren. Dadurch werden die Signale, die vom Auge ans Gehirn gesendet werden, klarer getrennt. Das Gehirn kann die Farben dann besser unterscheiden, was zu einer intensiveren und differenzierteren Farbwahrnehmung führt.

Wichtig zu wissen ist, dass diese Brillen die Farbenblindheit nicht heilen, sondern das Seherlebnis verändern. Sie verstärken Kontraste und heben Unterschiede hervor, die für Farbenblinde schwer erkennbar sind. Allerdings wirken sie nicht bei allen Arten von Farbenblindheit gleich gut. Während einige Nutzer gute Ergebnisse berichten, sehen andere nur geringfügige Verbesserungen. Zudem funktioniert die Brille oft nur bei guter Beleuchtung und vor allem in Umgebungen mit intensiven Farben.

Welche Brillen gibt es für Farbenblinde?

Es gibt mittlerweile verschiedene Brillenarten, die Betroffenen mit Farbenblindheit helfen können, Farben intensiver und differenzierter wahrzunehmen. Jede hat ihre eigenen Stärken und eignet sich für unterschiedliche Bedürfnisse und Arten von Farbsehschwächen.

EnChroma-Brillen

EnChroma-Brillen sind wohl die bekanntesten Brillen für Farbenblinde. Sie nutzen eine spezielle Filtertechnologie, die hauptsächlich für die Rot-Grün-Schwäche entwickelt wurde. Die Filter verstärken den Kontrast zwischen Rot und Grün, sodass diese Farben deutlicher unterschieden werden können. Es gibt verschiedene Modelle für Innen- und Aussenbereiche, abhängig von den Lichtverhältnissen.

Pilestone-Brillen

Pilestone bietet eine breitere Palette von Brillen an, die auf verschiedene Arten von Farbenblindheit abgestimmt sind, darunter Rot-Grün- und Blau-Gelb-Schwächen. Die Gläser sind in verschiedenen Tönungen erhältlich, um je nach Art der Farbenblindheit den optimalen Kontrast zu bieten. Diese Brillen sind oft preiswerter als EnChroma-Modelle und bieten spezifische Lösungen für unterschiedliche Farbsehstörungen.

ColorCorrection System-Brillen

Diese Brillen werden individuell angepasst und basieren auf den Ergebnissen eines speziellen Farbtests. Sie nutzen massgeschneiderte Filter, die auf die spezifische Farbschwäche des Trägers abgestimmt sind. Das ColorCorrection System ist besonders für Betroffene gedacht, die eine hohe Präzision benötigen, beispielsweise für bestimmte berufliche Anforderungen.

Kantenfilterbrillen

Kantenfilterbrillen sind spezielle Brillen, die Licht mit bestimmten Wellenlängen blockieren, um den Kontrast und die Farbwahrnehmung zu verbessern. Sie werden häufig bei Augenerkrankungen wie der Makuladegeneration oder dem Grünen Star eingesetzt, können aber auch für Farbenblinde nützlich sein, da sie die Blendung reduzieren und die Sicht bei bestimmten Lichtverhältnissen verbessern. Diese Brillen sind besonders hilfreich bei starker Helligkeit oder grellem Licht.

CVD-Lens-Brillen

CVD-Lens-Brillen sind weniger bekannt, bieten aber ebenfalls eine gute Option für Farbfehlsichtigkeit. Sie arbeiten mit patentierten Linsen, die das Farbspektrum ähnlich wie andere Brillen verändern. Diese Modelle sind oft weniger auffällig und eignen sich gut für den täglichen Gebrauch.

Korrektive Kontaktlinsen

Neben Brillen gibt es auch kontaktlinsenbasierte Lösungen für Farbenblinde. Diese Linsen enthalten spezielle Filter, die das Farbspektrum ähnlich wie Brillen korrigieren. Sie sind eine diskrete Alternative, bieten aber nicht immer den gleichen Effekt wie Brillen. Ideal sind sie für dich, wenn du keine Brille tragen möchtest.

Welche Vorteile hat eine Brille für Farbenblinde?

Eine Brille für Farbenblinde bietet zahlreiche Vorteile, die das tägliche Leben erleichtern und das Seherlebnis bereichern können:

  • Verbesserte Farberkennung: Mit einer Brille für Farbenblinde erscheinen Farben, die zuvor schwer zu unterscheiden waren, klarer und intensiver. Insbesondere Farben wie Rot und Grün, die oft schwer voneinander zu trennen sind, können deutlicher differenziert werden. Dies führt zu einer präziseren Wahrnehmung von Farben im Alltag.

  • Erhöhte Sicherheit: Eine verbesserte Farberkennung kann die Sicherheit im Alltag erheblich steigern. Im Strassenverkehr werden Ampeln und Verkehrsschilder besser erkannt, was das Risiko von Missverständnissen und Unfällen verringert. Auch bei der Wahrnehmung von Warnsignalen und sicherheitsrelevanten Informationen gibt es klare Vorteile.

  • Mehr Freude an der Umgebung: Die Welt erscheint durch die Brille lebendiger und bunter. Dies kann das Naturerlebnis intensivieren und den Genuss von Kunst und Design deutlich steigern. Farben werden präziser wahrgenommen, was das tägliche Leben und das Erleben von visuellen Eindrücken bereichert.

  • Bessere Unterscheidung im Beruf: In Berufen, in denen Farberkennung von entscheidender Bedeutung ist, wie zum Beispiel Grafikdesign oder Elektrotechnik, kann eine Spezialbrille die Arbeit erheblich erleichtern. Sie helfen dabei, Farbcodes korrekt zu interpretieren und präzise Entscheidungen auf der Grundlage von Farben zu treffen.

  • Individuelle Anpassungsmöglichkeiten: Viele Brillen für Farbenblinde bieten verschiedene Modelle und Filteroptionen, die an spezifische Bedürfnisse und Lichtverhältnisse angepasst werden können. Dies ermöglicht eine massgeschneiderte Lösung, die genau auf deine Farbwahrnehmung und den Einsatzbereich abgestimmt ist.

  • Steigerung des Selbstbewusstseins: Eine klarere Farbwahrnehmung kann das Selbstbewusstsein stärken, da du dich sicherer im Umgang mit Farben fühlst. Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und sich in verschiedenen sozialen und beruflichen Situationen wohler zu fühlen.

Welche Nachteile hat eine Brille für Farbenblinde?

Trotz der vielen Vorteile haben Brillen für Farbenblinde auch einige Nachteile, die man bedenken sollte:

  • Eingeschränkte Wirksamkeit: Die Brillen wirken nicht bei allen Arten von Farbenblindheit gleich gut. Während sie bei Rot-Grün-Schwäche oft deutliche Verbesserungen bringen, können die Ergebnisse bei anderen Formen von Farbenblindheit oder bei einzelnen Nutzern eher minimal sein.

  • Anpassungsbedarf: Dein Gehirn muss sich an die veränderte Farbwahrnehmung gewöhnen, was Zeit und Geduld erfordert. Diese Anpassungsphase kann anfänglich verwirrend sein, da die Farbwahrnehmung sich verändert und du dich an die neuen Farben gewöhnen musst.

  • Hoher Preis: Spezielle Brillen für Farbenblinde, insbesondere Modelle von Marken wie EnChroma, können sehr teuer sein. Die Kosten liegen oft bei mehreren Hundert Franken, wobei einige Modelle sogar darüber hinausgehen. Nicht jeder kann sich diese Investition leisten.

  • Eingeschränkte Einsatzmöglichkeiten: Viele Brillen funktionieren besonders gut bei hellem Tageslicht, während ihre Leistung in schwach beleuchteten Räumen oder bei Kunstlicht oft nachlässt. Das bedeutet, dass du bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen unterschiedliche Ergebnisse erlebst.

  • Ästhetische Einschränkungen: Die getönten Gläser können auffällig wirken und sind nicht jedermanns Geschmack. Einige finden sie störend oder unpraktisch, was im Alltag zu einer gewissen Unzufriedenheit führen kann.

  • Keine dauerhafte Lösung: Die Brille ist ein Hilfsmittel zur Verbesserung der Farbwahrnehmung, aber die zugrunde liegende Farbsehschwäche bleibt bestehen. Ohne die Brille bleibt deine Farbwahrnehmung unverändert.

Gibt es korrigierte Brillen für Farbenblinde?

Ja, es gibt auch spezielle korrigierte Brillen für Farbenblinde, die sowohl die Sehkorrektur als auch die Verbesserung der Farbwahrnehmung vereinen. Diese Brillen sind besonders für dann geeignet, wenn neben einer Farbsehschwäche auch eine Sehschwäche wie Kurz- oder Weitsichtigkeit vorliegt. Sie werden individuell angepasst und kombinieren die notwendigen Dioptrien zur Korrektur der Fehlsichtigkeit mit speziellen Filtern, die darauf ausgelegt sind, Farben klarer und intensiver darzustellen.

Die Gläser dieser Brillen enthalten massgeschneiderte Filter, die speziell auf die Art der Farbenblindheit des Trägers abgestimmt sind. Dadurch wird die Farbwahrnehmung verbessert, indem sie die Überlappungen der Lichtwellen, die für Farbenblinde schwer zu unterscheiden sind, reduzieren. Gleichzeitig sorgen die Korrekturwerte der Gläser dafür, dass du auch bei anderen Sehschwächen scharf sehen kannst.

Das bedeutet, dass du mit einer einzigen Brille sowohl deine Fehlsichtigkeit korrigieren als auch die Farben deutlicher erkennen kannst, ohne mehrere Brillen tragen zu müssen. Dies ist besonders praktisch, da es nicht nur den Komfort erhöht, sondern auch den Alltag erleichtert.

Wie viel kostet eine Brille für Farbenblinde?

Der Preis für eine Brille für Farbenblinde variiert je nach Marke und Technologie. Im Allgemeinen liegen die Kosten zwischen 150 und 500 Franken. Premium-Modelle, wie die von EnChroma, können sogar über 500 Franken kosten. Es lohnt sich, Preise und Funktionen zu vergleichen.

In der Schweiz ist es oft möglich, dass die Krankenkasse einen Teil der Kosten übernimmt, insbesondere wenn die Brille medizinisch notwendig ist. Der genaue Zuschuss kann jedoch variieren und hängt von der jeweiligen Krankenkasse und deinem Versicherungsplan ab. Es ist ratsam, sich vor dem Kauf bei deiner Krankenkasse zu erkundigen, welche Kosten erstattet werden können.

Auch der Arbeitgeber kann unter bestimmten Umständen einen Teil der Kosten übernehmen, primär wenn die Brille für die Ausübung der beruflichen Tätigkeit erforderlich ist. Manche Unternehmen bieten Unterstützung für spezielle Sehhilfen als Teil ihrer Gesundheits- oder Arbeitsmittelprogramme an. Es lohnt sich, dies mit dem Arbeitgeber oder der Personalabteilung zu besprechen, um mögliche Zuschüsse oder Erstattungen zu klären.

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