Blindheit

Blindheit bezeichnet den Zustand des vollständigen oder teilweisen Verlusts des Sehvermögens, der zu einer erheblichen Beeinträchtigung der visuellen Wahrnehmung führt. Personen, die blind sind, können Licht nur eingeschränkt oder gar nicht wahrnehmen und visuelle Eindrücke nicht verarbeiten.

Welche Abstufungen von Sehbehinderung und Blindheit gibt es?

Sehbehinderungen und Blindheit sind komplexe Zustände, die die Sehfähigkeit in verschiedenen Graden beeinflussen können. Eine Sehbehinderung liegt vor, wenn trotz optimaler Korrektur durch Sehhilfen die Sehschärfe weniger als 0,3 beträgt.

Bei einer Sehschärfe von 1,0 sprechen wir von einem normalen Sehvermögen. Hat eine Person hingegen eine Sehschärfe von 0,3, dann kann sie aus sechs Metern Entfernung das erkennen, was eine Person mit normalem Sehvermögen noch aus 18 Metern erkennen kann. Je niedriger der Wert, desto schlechter ist die Sehschärfe.

Leichte Sehbehinderung

Bei einer Sehschärfe von weniger als 0,3, trotz optimaler Korrektur durch Sehhilfen wie Brille oder Kontaktlinsen, spricht man von einer leichten Sehbehinderung. Personen mit dieser Einschränkung können bestimmte Details möglicherweise nicht klar erkennen, kommen im Alltag aber in der Regel noch gut zurecht.

Mässige Sehbehinderung

Eine mässige Sehbehinderung liegt vor, wenn die Sehschärfe trotz bestmöglicher Anpassung durch Sehhilfen zwischen 0,1 und 0,05 liegt. Betroffene mit einer mässigen Sehbehinderung haben Schwierigkeiten, Details wahrzunehmen und müssen möglicherweise näher an Objekte herantreten, um sie klar zu sehen.

Schwere Sehbehinderung

Personen mit einer Sehschärfe zwischen 0,05 und 0,02 trotz optimaler Sehhilfen, gelten als schwer sehbehindert. Diese Betroffenen können nur grobe Umrisse oder Lichtquellen wahrnehmen und sind stark auf andere Sinne angewiesen, um sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden.

Blindheit

Bei einer Sehschärfe von weniger als 0,02 trotz bestmöglicher Korrektur durch Sehhilfen oder einem Gesichtsfeld von weniger als 20 Grad im weitesten Durchmesser wird von Blindheit gesprochen. Personen mit Blindheit haben eine extrem eingeschränkte oder keine Sehfähigkeit und verlassen sich stark auf Tast-, Hör- und andere Sinneswahrnehmungen, um sich fortzubewegen und Informationen zu erhalten.

Das Gesichtsfeld beschreibt den Bereich um einen Fixpunkt herum, den das Auge erfassen kann, während es geradeaus blickt. Es ist die Gesamtheit aller Bereiche, die wir sehen können, wenn wir unseren Kopf nicht bewegen. Wenn das Gesichtsfeld auf weniger als 20 Grad im weitesten Durchmesser eingeschränkt ist, spricht man von einem stark eingeschränkten Gesichtsfeld, was ein Indikator für eine ernsthafte Sehbehinderung oder sogar Blindheit ist.

Was sind die Ursachen für Blindheit?

Die Ursachen für Blindheit sind vielfältig und reichen von altersbedingten Erkrankungen wie dem Grauen Star bis hin zu traumatischen Verletzungen und genetischen Störungen.

  • Grüner Star (Glaukom): Eine Erkrankung, die durch einen erhöhten Augeninnendruck gekennzeichnet ist und den Sehnerv schädigt. Dies führt zu einem fortschreitenden Verlust des Sehvermögens. Entsprechende Früherkennung und Behandlung sind entscheidend, um den Fortschritt des Glaukoms zu verlangsamen und das Sehvermögen zu erhalten.

  • Grauer Star (Katarakt): Eine Trübung der Augenlinse, die normalerweise altersbedingt ist, beeinträchtigt das Sehvermögen stark. Die Behandlung des Grauen Stars erfolgt durch den Austausch der körpereigenen Linse durch eine Kunstlinse. Auch ein refraktiver Linsenaustausch kann den Grauen Star beheben, dabei wird ebenfalls die körpereigene Augenlinse durch eine Kunstlinse ersetzt. Eine Kataraktoperation und ein refraktiver Linsenaustausch sind ähnliche Verfahren, wobei der refraktive Linsenaustausch hauptsächlich zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten eingesetzt wird.

  • Diabetische Retinopathie: Eine Folge von Diabetes, welche die Blutgefässe in der Netzhaut schädigt und zu Sehverlust führen kann, wenn sie nicht behandelt wird.

  • Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): Eine altersbedingte Erkrankung, bei der die Makula (der zentrale Bereich der Netzhaut) beschädigt wird, was zu einem allmählichen Verlust des zentralen Sehvermögens führt.

  • Netzhautablösung: Eine medizinische Notfallsituation, bei der sich die Lichtrezeptoren von der darunterliegenden Gewebeschicht lösen, was zu plötzlichem Sehverlust führen kann.

  • Infektionen: Augeninfektionen (z.B. ein Trachom) können zur Vernarbung der Bindehaut und unbehandelt zur Erblindung führen.

  • Verletzungen: Traumatische Verletzungen des Auges können die Augenstrukturen schwer beschädigen und zu dauerhaftem Sehverlust führen. Auch Verletzungen der Hornhaut können zu Sehbehinderungen und in schweren Fällen sogar zu Blindheit führen.

  • Neurologische Erkrankungen: Neurologische Störungen wie Schlaganfälle oder Hirntumore können das Sehvermögen beeinträchtigen, indem sie die Verbindung zwischen den Augen und dem Gehirn stören.

  • Genetische Faktoren: Angeborene Augenerkrankungen oder genetische Störungen können das Sehvermögen beeinträchtigen und zu Blindheit führen.

  • Ungünstige Lebensbedingungen: Mangelernährung, unzureichende medizinische Versorgung, mangelnde Hygiene und unzureichender Zugang zu Augenuntersuchungen und Behandlungen erhöhen das Risiko für eine Erblindung in bestimmten Bevölkerungsgruppen.

Wie erkennt man Blindheit?

Um Blindheit zu erkennen, können verschiedene Anzeichen und Symptome beobachtet werden:

  • Sehverlust: Ein fortschreitender Verlust der Sehfähigkeit deutet auf Blindheit hin.
  • Lichtempfindlichkeit: Überempfindlichkeit gegenüber hellem Licht kann ein Anzeichen für Sehprobleme sein.
  • Verminderte Sehschärfe: Eine deutliche Verschlechterung der Sehschärfe kann auf eine mögliche Blindheit hindeuten.
  • Eingeschränktes Gesichtsfeld: Eine eingeschränkte Fähigkeit, Objekte in einem bestimmten Bereich um sich herum wahrzunehmen, kann ein Zeichen für Blindheit sein.
  • Probleme beim Erkennen von Farben: Schwierigkeiten beim Unterscheiden bestimmter Farben oder beim Farbsehen können ebenfalls auf Sehprobleme hindeuten.
  • Andere Symptome: Dazu gehören Augenschmerzen, rote Augen, Doppelbilder oder das Sehen von "Blitzen" oder "Flimmern".

Es ist wichtig, bei Auftreten dieser Symptome einen Augenarzt aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und geeignete Behandlung zu erhalten.

Wie kann Blindheit therapiert werden?

Die Therapie von Blindheit hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Mögliche Behandlungsoptionen können sein:

  • Medikamentöse Therapie: Zur Behandlung von Augenerkrankungen wie dem Glaukom oder diabetischer Retinopathie können Medikamente verschrieben werden, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder zu stoppen.

  • Chirurgische Eingriffe: Bei Bedarf können chirurgische Eingriffe durchgeführt werden, um Augenerkrankungen wie Katarakte zu behandeln oder Netzhautablösungen zu korrigieren.

  • Therapien und Rehabilitation: Programme zur Sehrehabilitation helfen Betroffenen mit Sehbehinderungen, ihre verbleibende Sehkraft zu maximieren und alltägliche Aktivitäten zu bewältigen. Dazu gehören Techniken zur Orientierung und Mobilität sowie spezielle Hilfsmittel und Schulungen zur Nutzung von Technologien.

  • Prothetische Geräte: In einigen Fällen können prothetische Geräte wie künstliche Augen oder Netzhautimplantate die Sehfähigkeit verbessern oder zumindest Teile des Sehverlusts kompensieren.

  • Unterstützende Massnahmen: Ein barrierefreies Umfeld, spezielle Hilfsmittel wie Bildschirmlesegeräte, Sprachausgaben und Braille-Tastaturen sowie Schulungen zur Bewältigung des Alltags können ebenfalls dazu beitragen, die Lebensqualität blinder Menschen zu verbessern.

Es ist wichtig, dass die Therapie individuell auf die Bedürfnisse und die spezifische Situation zugeschnitten ist. Eine frühzeitige Diagnose und eine umfassende Betreuung durch Augenärzte und Fachkräfte für Sehbehinderungen sind entscheidend für den Erfolg der Behandlung.

Welche Alltagshilfen gibt es für blinde Menschen?

Menschen mit Blindheit können durch ihre Sehbeeinträchtigung verschiedene Einschränkungen im Alltag erleben, die ihre Unabhängigkeit und Mobilität beeinträchtigen. Deshalb gibt es eine Vielzahl von Alltagshilfen, die dazu beitragen können, ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität zu verbessern.

  • Blindenhunde: Speziell ausgebildete Hunde dienen blinden Menschen als treue Begleiter, die sie sicher durch den Verkehr führen und Hindernisse erkennen.

  • Blindenstöcke: Taststöcke helfen blinden Menschen, sich an öffentlichen Orten zu orientieren und Hindernisse frühzeitig zu erkennen.

  • Braille-Schrift: Spezielle Tastsysteme wie die Braille-Schrift ermöglichen es blinden Menschen, Bücher, Texte und Informationen zu lesen sowie zu schreiben.

  • Bildschirmlesegeräte: Diese Geräte können gedruckte Texte scannen und sie in digitale oder hörbare Formate umwandeln, die von blinden Menschen angehört werden können.

  • Sprachausgaben: Computer und Mobiltelefone sind heutzutage mit Sprachausgaben ausgestattet, die Texte, Menüs und Bedienelemente vorlesen können und blinden Menschen die Nutzung von Technologie erleichtern.

  • Elektronische Hilfsmittel: Es gibt eine Vielzahl von elektronischen Hilfsmitteln wie sprechende Uhren, Messgeräte und Navigationsgeräte, die blinden Menschen den Alltag erleichtern.

  • Barrierefreie Umgebungen: Eine barrierefreie Gestaltung von öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln und digitalen Medien erleichtert blinden Menschen den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen.

Diese Alltagshilfen sind entscheidend, um blinden Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und ihnen die Teilhabe an der Gesellschaft zu erleichtern. Eine Korrektur mit Kontaktlinsen ist übrigens keine Option für Menschen mit vollständiger Blindheit, da sie aufgrund ihrer Sehschwäche keine Verbesserung der Sehkraft durch Kontaktlinsen erfahren können.

Wie gehe ich mit blinden Menschen am besten um?

Der Umgang mit blinden Menschen erfordert Einfühlungsvermögen und Respekt für ihre individuellen Bedürfnisse. Hier sind einige Tipps, wie du am besten mit blinden Menschen umgehen kannst:

  • Respektiere ihre Unabhängigkeit: Biete Hilfe an, wenn sie danach fragen, aber dränge dich nicht auf. Viele blinde Menschen sind in der Lage, sich selbstständig zurechtzufinden und ihren Alltag zu bewältigen.

  • Kommunikation: Sprich mit blinden Menschen auf natürliche Weise und verwende keine Ausdrücke wie "Siehst du das?". Verwende eine klare und präzise Sprache und beschreibe, was du siehst, anstatt darauf zu zeigen.

  • Sei präsent: Wenn du mit einer blinden Person sprichst, gib akustische Hinweise über deine Position. Vermeide es, dich plötzlich zu entfernen, ohne es anzukündigen.

  • Respektiere ihren Raum: Achte darauf, nicht in den persönlichen Raum eines blinden Menschen einzudringen, ohne dich anzukündigen. Sei sensibel für ihre Bedürfnisse und halte einen angemessenen Abstand.

  • Hilfsmittel: Wenn du einer blinden Person helfen möchtest, frage zuerst, ob deine Hilfe erwünscht ist. Biete deine Unterstützung beim Lesen, Navigieren oder anderen Aufgaben an, aber respektiere, wenn deine Hilfe nicht angenommen wird.

  • Höflichkeit: Behandle blinde Menschen mit der gleichen Höflichkeit und Respekt, die du anderen Menschen entgegenbringst. Vermeide es, sie zu bemitleiden oder über ihre Blindheit zu sprechen, es sei denn, sie bringen das Thema selbst zur Sprache.

Indem du diese Tipps befolgst, kannst du einen respektvollen und unterstützenden Umgang mit blinden Menschen pflegen und dazu beitragen, dass sie sich wohl und akzeptiert fühlen.

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