Nachtblindheit (Dunkeladaptionsschwäche)
Bei der Nachtblindheit handelt es sich um eine seltene Erkrankung der Augen. Betroffene sehen bereits bei Dämmerung schlecht und sind bei Dunkelheit nahezu blind. Den Augen fehlt die Fähigkeit, sich an dunkle Lichtverhältnisse anzupassen. Es liegt dabei eine Störung der Sinneszellen im Auge vor.
Nachtblindheit einfach erklärt
Die Nachtblindheit wird in der Medizin auch als Hemeralopie oder Nyktalopie bezeichnet und ist eine krankhaft bedingte Sehbehinderung. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, im Dunklen scharf zu sehen. Das Sehfeld wird bereits bei Dämmerlicht eingeschränkt und mit zunehmender Dunkelheit nimmt es immer mehr ab.
Doch nicht jeder, der bei schlechten Lichtverhältnissen Probleme mit dem Sehen hat, leidet automatisch an einer Nachtblindheit. Oftmals spielen andere Faktoren eine Rolle und es muss nicht unbedingt eine Krankheit der Auslöser sein. Bei der echten Nachtblindheit hingegen sind die Sinneszellen (Stäbchen auf der Netzhaut der Augen gestört. Sie sind dafür verantwortlich, dass sich die Augen an Hell und Dunkel anpassen.
Ursachen von Nachtblindheit
Die echte Nachtblindheit ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die entweder angeboren oder erworben sein kann. Verschiedene Stoffwechselerkrankungen können unter anderem der Auslöser sein. Desweiteren kann eine angeborene Erkrankung die Ursache sein, bei der die Stäbchen in ihrer Funktion eingeschränkt sind.
Nachtblindheit durch angeborene Erkrankungen
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Retinopathia pigmentosa: Diese Krankheit bezeichnet eine Gruppe von Augenerkrankungen, die nach und nach die Lichtsinneszellen der Netzhaut zerstören. Die Nachtblindheit ist eines der ersten Symptome und in diesem Fall vererbt.
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Oguchi-Syndrom: Auch als Morbus Oguchi bekannt, handelt es sich hierbei um eine sehr seltene, erblich bedingte Netzhauterkrankung. Bereits im Kindesalter tritt hier die Nachtblindheit auf. Bisher gibt es keine Therapie, aber es wurde bislang nur von etwa 50 Fällen berichtet.
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Fundus albipunctatus: Dies ist eine seltene vererbbare Erkrankung der Netzhaut. Die Funktion der Stäbchen ist hier stark eingeschränkt und die Augen benötigen mehr Zeit als normal, um sich an die Dunkelheit anzupassen.
Nachtblindheit durch andere Erkrankungen begünstigt
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Diabetes mellitus: Aufgrund der Stoffwechselerkrankung kann es zu Schäden an der Netzhaut und somit an den Stäbchen (Lichtsinneszellen) kommen. In der Medizin wird dies als diabetische Retinopathie bezeichnet und kann zur vollständigen Erblindung führen.
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Endokrine Orbitopathie: Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die oft mit einer Überfunktion der Schilddrüse einhergeht. Dabei kommt es zu einer Entzündungsreaktion in der Augenhöhle und einer damit verbundenen Schädigung der Lichtsinneszellen.
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Vitamin-A-Mangel: Nachtblindheit durch Vitamin-A-Mangel ist in Westeuropa eher selten, da der Bedarf über eine ausgewogene Ernährung ausreichend gedeckt werden kann. Allerdings kann es durch eine chronische Darmerkrankung zum Mangel und somit zur Nachtblindheit kommen. Das Vitamin wird benötigt, um Rhodopsin zu bilden, eines der Sehpigmente im Auge. Fehlt es, kann es zur Nachtblindheit kommen.
Andere Ursachen für schlechte Sicht in der Nacht
In den meisten Fällen ist Nachtblindheit nicht krankheitsbedingt, sondern auf andere Ursachen zurückzuführen. Diese können dann meistens schnell und einfach durch passende Massnahmen behoben werden.
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Bei einer Kurzsichtigkeit sehen Betroffene in die Nähe gut und in die Ferne unscharf. In der Dunkelheit kann sich diese Kurzsichtigkeit verschlechtern und die Blendungsempfindlichkeit nimmt zu. Auch kann eine sogenannte Nachtkurzsichtigkeit auftreten, bei der die Betroffenen tagsüber keine Brille benötigen, nachts aber zunehmend Probleme beim Sehen haben. Hierbei handelt es sich nicht um die Erkrankung Nachtblindheit.
Grauer Star (Katarakt)
Der Graue Star führt zu einer Eintrübung der Augenlinse und einer damit verbundenen Verstreuung des einfallenden Lichtes. Dadurch haben Betroffene vor allem bei Dämmerung und im Dunklen Probleme mit dem Sehen. Die Augen reagieren auch hier mit einer erhöhten Blendungsempfindlichkeit. Die Linsentrübung schreitet immer weiter fort, bis zur vollständigen Erblindung, wenn sie nicht behandelt wird.
Müdigkeit und Stress
Nach einem langen Arbeitstag noch durch den Feierabendverkehr nach Hause zu fahren, kann sehr mühselig sein. Sind die Augen zudem müde oder gestresst, wird das Sehen in der Dunkelheit noch anstrengender. Sie fangen dann unter Umständen an zu tränen und zu brennen. Das Licht der entgegenkommenden Fahrzeuge blendet dann stärker als sonst und eine nasse Fahrbahn kann zu einer schlechteren Sicht führen. Zur Not sollte man an den Fahrbahnrand fahren und eine kleine Pause einlegen. Augenübungen während der Arbeit am Bildschirm können ebenfalls vorbeugend helfen.
Alterungsprozess
Durch den natürlichen Alterungsprozess verliert die Augenlinse immer mehr an Elastizität und somit die Fähigkeit zur Akkommodation. Um in der Dunkelheit scharf sehen zu können, muss sich die Pupille weit stellen. Dies gelingt ihr im Alter nicht mehr so gut und es kommt zu einer unscharfen Sicht bei Nacht. Hier sollte dann je nach Sehschwäche auf das Autofahren bei Dunkelheit verzichtet werden.
Symptome von Nachtblindheit
Die Symptome von Nachtblindheit sind Sehprobleme bei schlechten Lichtverhältnissen. Die Augen passen sich nur langsam oder gar nicht an Dämmerung oder Dunkelheit an, sodass man unscharf sieht oder nahezu blind ist. Ebenso reagieren die Augen nicht auf rasch wechselnde Lichtsituationen von hell zu dunkel (z.B. im Tunnel).
Betroffene bemerken meist eine schleichende Verschlechterung ihres Sehvermögens bei Nacht. Oftmals wird die Sehbehinderung auch mit Augenzittern begleitet. Je nach Ursache können zudem noch Gesichtsfeldausfälle, Augenschmerzen sowie juckende und trockene Augen auftreten. Auch Farbsehstörungen und Doppelbilder können Symptome einer Nachtblindheit sein.
Diagnose von Nachtblindheit
Mittels einer einfachen Untersuchung bei einem Augenarzt kann festgestellt werden, ob das schlechte Sehen bei Nacht von einer Augenerkrankung kommt oder an einer Fehlsichtigkeit liegt bzw. an einer Alterserscheinung. Hierfür werden nach einer ausführlichen Anamnese verschiedene Tests durchgeführt:
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Das Gesichtsfeld wird ausgemessen.
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Die allgemeine Sehfähigkeit, das Farbsehvermögen sowie die Sehstärke werden überprüft.
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Mit einem so genannten Adaptometer wird die Fähigkeit der Augen, sich an Dunkelheit anzupassen, überprüft.
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Bei dem Verdacht einer Netzhauterkrankung wird diese mithilfe eines Elektroretinogramm (ERG) untersucht.
Behandlung von Nachtblindheit
Die echte Nachtblindheit wird je nach Ursache behandelt. Liegt eine angeborene Netzhautdegeneration vor, stehen die Heilungschancen leider nicht so gut. Ebenso bei ernsten Grunderkrankungen gelingt es den Ärzten selten, die Nachtblindheit erfolgreich zu behandeln. Forschungen in den USA lassen allerdings hoffen, dass sie mithilfe einer Gentherapie in naher Zukunft heilbar ist.
Ist die Ursache für die Nachtblindheit dagegen ein Vitamin-A-Mangel, lässt sich das Problem mit der Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mühelos beheben. Oftmals genügt die Umstellung auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, sodass sich die Sicht im Dunklen wieder bessert. Gute Vitamin-A-Lieferanten sind Leber, Eier und Käse (insbesondere Camembert). Rote Gemüsesorten wie Karotten, Paprika oder Kürbis enthalten die Vorstufe des Vitamins: Beta-Carotin. Dieses Vitamin ist ebenso für die Augengesundheit essenziell.
Wird eine Fehlsichtigkeit im Rahmen der Diagnostik festgestellt, kann diese mit einer individuell angepassten Sehhilfe korrigiert werden. Somit wird die vermeintliche Nachtblindheit behoben und eine scharfe Sicht bei schlechten Lichtverhältnissen wieder gewährleistet.
Ist eine natürliche Alterungserscheinung oder der Graue Star die Ursache für eine unscharfe Sicht während der nächtlichen Autofahrt, kann ein refraktiver Linsenaustausch die Sehbehinderung beheben. Hierbei wird die körpereigene Augenlinse entfernt und eine angepasste Kunstlinse eingesetzt. Die Linsentrübung wird entfernt und die neue Linse korrigiert die Alterssichtigkeit dauerhaft. So ist man nicht mehr auf eine Sehhilfe wie Brille oder Kontaktlinsen angewiesen und kann weiterhin Autofahren.