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Wird Kurzsichtigkeit im Alter besser?

  • 5 Min. Lesedauer
  • Veröffentlicht am 23. August 2023

Kurzsichtigkeit wird weltweit immer mehr zu einem Problem der Bevölkerung. Experten gehen davon aus, dass vermehrte Naharbeit mit Beginn der Schulzeit ausschlaggebend für die Entstehung dieser Fehlsichtigkeit ist. Doch wie entwickelt sie sich im Alter? Wird das Sehproblem dann schlimmer oder sogar durch die Altersweitsichtigkeit ausgeglichen? Das und noch mehr klären wir in unserem Blogbeitrag.

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Dieser Beitrag wurde überprüft von:Dr. Med. (Isr.) Toam Katz
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Kurzsichtigkeit und Alterssichtigkeit erklärt

Kurzsichtigkeit (Myopie) und Alterssichtigkeit (Presbyopie) sind zwei weitverbreitete Sehprobleme, die im Laufe des Lebens auftreten können und unseren Alltag beeinflussen. Doch wo genau liegt der Unterschied zwischen diesen zwei Fehlsichtigkeiten?

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Bei Kurzsichtigkeit ist es schwierig, entfernte Objekte scharf zu sehen, während nahe gelegene Gegenstände meist klar wahrgenommen werden. Dieses Phänomen tritt auf, wenn das ins Auge einfallende Licht zu stark gebrochen wird und der Fokus vor anstatt auf der Netzhaut liegt. Das kommt daher, dass der Augapfel zu lang ist. Dies kann auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein, darunter genetische Veranlagung, Umweltfaktoren oder übermässige Nutzung von Bildschirmen.

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Mit zunehmendem Alter verliert die Augenlinse an Elastizität und allmählich ihre Fähigkeit, sich auf nahe gelegene Objekte scharf einzustellen (Akkommodationsfähigkeit). Dieses Sehproblem wird als Alterssichtigkeit oder auch Altersweitsichtigkeit bezeichnet.

Die Alterssichtigkeit tritt normalerweise ab ca. 45 Jahren auf und ist eine natürliche Folge des Alterungsprozesses der Augen. Das Lesen kleiner Schriften oder das Betrachten naher Objekte kann schwierig werden, wobei Betroffene in der Ferne weiterhin gut sehen.

Kann Alterssichtigkeit die Kurzsichtigkeit ausgleichen?

Nein, Alterssichtigkeit gleicht Kurzsichtigkeit nicht aus. Alterssichtigkeit betrifft die Fähigkeit, nahe Objekte scharf zu sehen, während Kurzsichtigkeit eine Schwierigkeit beim Sehen in der Ferne verursacht. Beide Bedingungen sind unabhängig voneinander und erfordern unterschiedliche Korrekturen.

Da Kurzsichtigkeit und Alterssichtigkeit verschiedene Bereiche des Sehens betreffen, können sie einander nicht ausgleichen. Personen mit beiden Sehproblemen benötigen möglicherweise verschiedene Brillen oder Kontaktlinsen für unterschiedliche Entfernungen – eine für die Fernsicht aufgrund der Kurzsichtigkeit und eine weitere für die Nahsicht aufgrund der Alterssichtigkeit. Es ist wichtig, beide Fehlsichtigkeiten individuell zu behandeln, um eine klare Sicht in verschiedenen Entfernungen zu gewährleisten.

Es ist möglich, dass kurzsichtige Menschen die Auswirkungen der Alterssichtigkeit erst später im Leben bemerken. Sie kommen dann zumindest eine Zeit lang ohne Lesebrille aus. Da die Alterssichtigkeit aber mit der Zeit weiter fortschreitet, wirdceine angemessene Korrektur letztlich dennoch nötig sein. Du benötigst dann zwei Brillen: Eine für die Ferne und eine für die Nähe. Die meisten entscheiden sich dann für eine Gleitsichtbrille.

Wie verbreitet ist Kurzsichtigkeit im Alter?

Die Verbreitung der Kurzsichtigkeit hat in den vergangenen Jahrzehnten innerhalb der Bevölkerungsgruppen zugenommen. Dies ist auf drastische Veränderungen in Umweltfaktoren wie Lichtverhältnisse und Lebensgewohnheiten zurückzuführen, ebenso wie auf Veränderungen in der Vitamin-D-Einnahme.

Gewöhnlich setzt Kurzsichtigkeit bereits während der Grundschulzeit ein und weist eine Tendenz zur Zunahme bis nach der Pubertät auf, da der Augapfel in dieser Phase an Länge gewinnt. Im frühen Erwachsenenalter verändert sich die Kurzsichtigkeit dann nur noch allmählich. Es wird angenommen, dass nahezu ein Viertel der Weltbevölkerung von Kurzsichtigkeit betroffen ist. In Europa und den USA hat sich ihre Anzahl in den vergangenen Jahrzehnten erheblich erhöht.

Normalerweise bleibt die Sehschwäche ab dem 25. Lebensjahr weitgehend stabil. Dennoch kann es gelegentlich vorkommen, dass sich die Kurzsichtigkeit bis zum 30. Lebensjahr noch weiter verschlechtert. Leidest du also bereits seit deiner Kindheit an Kurzsichtigkeit, begleitet sie dich dein Leben lang.

In eher seltenen Fällen tritt die Kurzsichtigkeit erst im Alter auf. Augenverletzungen oder Augenoperationen können zu Veränderungen in der Brechung des Lichts führen und Kurzsichtigkeit im späteren Leben verursachen. Ebenso können bestimmte Augenerkrankungen wie diabetische Retinopathie zu Veränderungen im Augengewebe führen und das Risiko für Kurzsichtigkeit im Alter erhöhen.

Wie können Kurzsichtigkeit und Alterssichtigkeit behandelt werden?

Wenn es um die Behandlung von Alterssichtigkeit oder Kurzsichtigkeit im Alter geht, gibt es gute Nachrichten: Es stehen verschiedene effektive Optionen zur Verfügung, um deine Sehschärfe zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern.

Brillen und Kontaktlinsen

Brillen und Kontaktlinsen sind bewährte Methoden zur Korrektur von Kurzsichtigkeit in jedem Alter sowie Alterssichtigkeit. Im Laufe der Jahre haben sich Brillengläser und Kontaktlinsen erheblich weiterentwickelt, um ein komfortables und klares Seherlebnis zu gewährleisten. Spezielle Gläser oder Linsen werden anhand der individuellen Sehstärke angefertigt und können sowohl für den Nah- als auch den Fernbereich optimiert werden.

Speziell für Kurzsichtige sind Einstärkenbrillen die richtige Wahl, da die Brillengläser den Fernbereich zuverlässig korrigieren. Für Kontaktlinsenträger gibt es die Wahl zwischen Einweglinsen, Tageslinsen, 2-Wochenlinsen sowie Monats- und Jahreslinsen. Ebenso gibt es weiche und formstabile Kontaktlinsen. Vor der Anwendung von Kontaktlinsen solltest du dich deshalb ausführlich beraten lassen und die Risiken von Kontaktlinsen kennen.

Betroffene mit Alterssichtigkeit entscheiden sich oft für eine Gleitsichtbrille, da sie die Sehleistung in alle Entfernungen korrigiert. Zudem gibt es multifokale Kontaktlinsen, die verschiedene Sehbereiche abdecken können.

Augenlaserbehandlung

Eine Augenlaserbehandlung bieten eine lang anhaltende Korrektur und ist eine hervorragende Option, um dauerhaft auf Brillen oder Kontaktlinsen verzichten zu können.

Femto-LASIK

Bei der Behandlung mit Femto-LASIK wird ein dünnes Hornhautdeckelchen (Flap) erstellt und vorsichtig zur Seite geklappt. Der darunter liegende Hornhautbereich wird dann mit einem Excimer-Laser präzise umgeformt, um die Brechkraft des Auges anzupassen. Der Flap wird anschliessend zurückgeklappt.

Trans-PRK

Im Gegensatz zur Femto-LASIK Methode wird bei der Trans-PRK Behandlung kein Flap erstellt. Stattdessen wird die oberste Schicht der Hornhaut entfernt, um den Excimer-Laser auf das darunter liegende Hornhautgewebe einzusetzen. Die Hornhaut regeneriert sich in den darauffolgenden Tagen von selbst. Trans-PRK kann beispielsweise für Personen mit  dünner Hornhaut eine geeignete Option sein.

Bei beiden Methoden bemerken die meisten bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Verbesserung ihrer Sehleistung und können rasch ihren normalen Aktivitäten wieder nachgehen – ganz ohne Sehhilfen.

Linsenimplantation

Die Linsenimplantation (ICL) bietet eine bewährte Methode zur Behandlung von starker Kurzsichtigkeit. Während des Eingriffs wird eine individuell angefertigte Kunstlinse hinter die Iris und vor deine körpereigene Augenlinse platziert. Die Linsenimplantation bietet eine lang anhaltende Korrektur der Kurzsichtigkeit und kann auch in Kombination mit anderen Sehproblemen wie Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) angewendet werden.

Die meisten erleben nach der Implantation eine rasche Genesung. Innerhalb kurzer Zeit nach dem Eingriff kannst du deine gewohnten Aktivitäten wieder aufnehmen. Die implantierten Kunstlinsen sind in der Regel dauerhaft und bieten dir eine lang anhaltende Korrektur, ohne dass Brillen- oder Kontaktlinsen erforderlich sind. Ausserdem ist die Behandlung reversibel, was bedeutet, dass die Kunstlinse jederzeit wieder entfernt oder ausgetauscht werden kann.

Refraktiver Linsenaustausch

Der refraktive Linsenaustausch (RLA) ist eine Methode zur gezielten Korrektur von  Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung und/oder Alterssichtigkeit. Bei diesem Eingriff wird die körpereigene Augenlinse durch eine spezielle Kunstlinse ersetzt, um die Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Verschiedene Arten von Linsen stehen zur Verfügung, darunter monofokale, multifokale und torische Linsen. Bei Alterssichtigkeit ist der refraktive Linsenaustausch oft die Methode der Wahl.

Übrigens: Nach einem refraktiven Linsenaustausch besteht kein Risiko mehr für die Entwicklung eines Grauen Stars (Katarakt). Da die natürliche Linse ersetzt wird, kann sie nicht mehr eintrüben.

Nachtlinsen

Nachtlinsen, auch bekannt als orthokeratologische Linsen oder Ortho-K Linsen, sind eine nicht-chirurgische Methode zur Behandlung von Kurzsichtigkeit. Diese speziellen Kontaktlinsen wurden entwickelt, um die Krümmung der Hornhaut temporär zu verändern, während du schläfst. Dadurch wird eine vorübergehende Sehkorrektur erreicht, die es dir ermöglicht, tagsüber ohne Sehhilfen klar zu sehen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Nachtlinsen in der Regel nur bei leichter bis mässiger Kurzsichtigkeit geeignet sind. Zudem ist der Effekt nur vorübergehend und erfordert eine regelmässige nächtliche Anwendung.

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Dr. Med. (Isr.) Toam Katz

Doctor

Dr. Med. (Isr.) Toam Katz ist Augenarzt und Experte für Fragen rund ums Thema Linsen und Laser-Chirurgie. Er graduierte an der Hadassah Uniklinik in Jerusalem in Medizin und spezialisierte sich danach in Augenheilkunde und refraktiver Chirurgie in Jerusalem und am Institut de la Myopie ... Mehr anzeigen

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