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Dioptrien: Die Masseinheit des Sehens
- 7 Min. Lesedauer
- Veröffentlicht am 9. Mai 2022
Bei Fehlsichtigkeiten ist die Brechkraft des Auges gestört, wodurch Objekte unscharf erscheinen. Es gibt verschiedene Arten und Abstufungen von Fehlsichtigkeit. Gemessen werden sie alle in Dioptrien. Eine Dioptrie (abgekürzt dpt) ist also die Masseinheit des optischen Systems.
Was sind Dioptrien?
Dioptrie ist eine Masseinheit für die Brechkraft (auch “Brechwert”) des menschlichen Auges. Die Brechkraft gibt an, wie stark das Auge das Licht bricht, das durch die Augenlinse in das Auge einfällt und auf der Netzhaut auftrifft. Je höher die Abweichung des Lichtstrahls vom Normalwert 0, desto höher ist die Dioptrienzahl.
Normalsichtige Augen haben also 0 Dioptrien. Bei Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit oder auch Fehlsichtigkeit durch Hornhautverkrümmung weicht dieses Mass nach oben oder nach unten ab. Dioptrien werden auf Brillenverordnungen vom Augenarzt oder Optiker jeweils in Viertelschritten angegeben.
- Kurzsichtigkeit wird in negativen Dioptrien gemessen, also mit einem Minussymbol. Auf einer Brillenverordnung steht dann also beispielsweise sph -5.25 dpt (oder ausgeschrieben Dioptrien).
- Weitsichtigkeit wird in positiven Dioptrien gemessen, d. h. mit einem Plussymbol vor dem Wert. So schreibt der Augenarzt beispielsweise sph +2.57 dpt (oder ausgeschrieben Dioptrien) auf ein Rezept für eine Brille.
- Auch bei einer Hornhautverkrümmung wird der Grad der Sehschwäche in Dioptrien angegeben. Dies kann je nach Schreibweise ein Plus- oder Minussymbol sein: Beispielsweise cyl (oder zyl) -3.50 dpt.
Als Masseinheit haben Dioptrien eine eigene Skala. Die Bewertung der Dioptrien erfolgt von 0 ausgehend in Schritten von 0,25 dpt, entweder in den positiven oder negativen Bereich. Der Optiker notiert die jeweiligen Dioptrienwerte des linken und rechten Auges in Stufen von Viertel-Dioptrien im Brillenpass.
Dioptrienwerte im Brillenpass
Anhand der im Brillenpass vermerkten Dioptrienwerte kann der Augenoptiker eine Brille oder Kontaktlinsen anpassen. Der Brillenpass enthält eine Reihe von Zahlen:
- Sphärenwert: Die erste Zahl wird als Sphärenwert oder SPH bezeichnet. Sie ist die Anzahl der Dioptrien, die zur Verbesserung der Fernsicht erforderlich sind. Wenn sie negativ ist, bedeutet das, dass du kurzsichtig bist, und wenn sie positiv ist, bedeutet das, dass du weitsichtig bist.
- Zylinder: Die zweite Zahl wird als “Zylinder” bezeichnet. Sie zeigt die Korrektur des Astigmatismus an, falls eine Hornhautverkrümmung vorhanden ist.
- Achse: Schliesslich gibt es noch eine dritte Zahl in Grad, die “Achse”. Sie gibt bei vorliegender Hornhautverkrümmung an, in welcher Position der Astigmatismus auftritt und in welche Richtung die Linse oder der Laser ihn korrigieren soll.
Wenn im Brillenpass nur der Sphärenwert und keine Zylinder- oder Achsenzahlen angegeben sind, bedeutet dies, dass keine Hornhautverkrümmung vorliegt.
Ab welchem Dioptrienwert wird eine Brille benötigt?
Nicht jede Fehlsichtigkeit muss durch eine Sehhilfe korrigiert werden. Im Allgemeinen gilt eine Fehlsichtigkeit von bis zu +/- 1 Dioptrie als leichte Fehlsichtigkeit. Was darunter liegt, muss nicht dauerhaft durch eine Sehhilfe ausgeglichen werden. Oft genügt es, beispielsweise zum Autofahren oder Fernsehen, eine Brille oder Kontaktlinsen zu tragen. Ob du für den Strassenverkehr eine Sehhilfe benötigst, wird beim Sehtest für den Führerschein abgeklärt.
Im Allgemeinen gilt: Je stärker die Sehschwäche, desto eher ist eine Korrektur durch passende Brillengläser oder Kontaktlinsen erforderlich, damit man im Alltag nicht beeinträchtigt ist.
Klassische Sehhilfen zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten sind Brillen oder Kontaktlinsen. Mit einer Augenlaserbehandlung kann eine Sehschwäche dauerhaft behoben werden, insofern du die Voraussetzungen fürs Augenlasern erfüllst. Wenn die Augenlaserbehandlung erfolgreich ist, ist in der Regel keine Sehhilfe mehr nötig.
Können sich die Dioptrienwerte ändern?
Eine Fehlsichtigkeit kann fortschreiten und sich verändern. Derzeit kann dieses Fortschreiten kaum aufgehalten oder verlangsamt werden. Allerdings scheinen bestimmte Gewohnheiten einen Anstieg der Dioptrien zu begünstigen. Dazu gehören beispielsweise das Arbeitsumfeld, Wachstum, Hormone, Medikamente oder fortschreitendes Alter.
Bei Menschen, deren Tätigkeit es erfordert, viel Zeit vor Bildschirmen und in geschlossenen Räumen zu verbringen, wird die Sehschwäche eher stärker. Der Aufenthalt im Freien und die Einschränkung der Nutzung von Bildschirmen in kurzer Entfernung fördert demgegenüber die Gesundheit der Augen und die Sehkraft.
Dioptrien bei Kurzsichtigkeit (Myopie)
Bei einem kurzsichtigen Auge bildet einfallendes Licht einen Brennpunkt, bevor es die Netzhaut erreicht. Je grösser der Abstand zwischen dem Brennpunkt und der Netzhaut, desto stärker ist die Kurzsichtigkeit und desto mehr Dioptrien werden benötigt, um das Bild zu korrigieren.
Zur Korrektur von Kurzsichtigkeit wird eine Zerstreuungslinse benötigt. Dabei handelt es sich um eine Linse mit konkaver Form. Zerstreuungslinsen zerstreuen die Lichtstrahlen vor der Augenlinse, sodass der Brennpunkt weiter nach hinten verschoben wird. Da der Brennpunkt bei Kurzsichtigkeit vor der Netzhaut liegt, wird er durch eine konvexe Zerstreuungslinse so weit nach hinten verschoben, bis er auf die Netzhaut trifft.
Bei starker Kurzsichtigkeit ab - 6 Dioptrien spricht man auch von Myopia Magna. Kurzsichtigkeit kann sich in seltenen Fällen bis zu -25 Dioptrien ergeben.
Dioptrien bei Weitsichtigkeit (Hyperopie)
Bei Weitsichtigkeit liegt der Fall genau andersherum. Hier wird der Brennpunkt hinter der Netzhaut gebildet. Um Gegenstände auf der Netzhaut scharf abzubilden, benötigen wir eine Sammellinse, die konvex ist und den Brennpunkt dadurch weiter nach vorne verschiebt.
Je grösser der Abstand zwischen dem Brennpunkt und der Netzhaut, desto höher ist die Korrektur und desto stärker die Weitsichtigkeit. Brillen oder Kontaktlinsen werden dann mit höheren Dioptrien benötigt.
Bei geringgradiger Weitsichtigkeit kann eine Lesebrille mit geringer Dioptrienzahl zum Lesen von kleiner Schrift notwendig sein. Buchstaben in Normgrösse, beispielsweise in einer Zeitung oder einem Buch können noch ohne weiteres gut erkannt werden. Weitsichtige Personen nehmen im Gegensatz zu Kurzsichtigen meist früher Anzeichen von Alterssichtigkeit (Presbyopie) wahr, da ihnen die Korrektur für die Nähe fehlt. Hyperopie kann in seltenen Fällen bis zu +13 Dioptrien ausgeprägt sein.
Dioptrien bei Kurz- und Weitsichtigkeit
Kurz- und Weitsichtigkeit kann gleichzeitig vorliegen. Beispielsweise kann das eine Auge kurzsichtig und das andere weitsichtig sein. Sind die Dioptrienunterschiede mehr als zwei Dioptrien, spricht man auch von Anisometropie.
Zu unterscheiden ist hier die Alterssichtigkeit. Dabei handelt es sich nicht um eine Fehlsichtigkeit des Auges, sondern um eine Alterserscheinung der Augenlinse des Auges.
Dioptrien bei Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Sowohl Kurzsichtigkeit als auch Weitsichtigkeit können in Kombination mit einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) auftreten. Bei einer Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut, die vorderste Schicht des Auges, in eine Richtung leicht anders gewölbt und nicht perfekt kugelrund. In der Folge werden Lichtstrahlen leicht anders gebrochen und treffen nicht auf der Netzhaut auf, was zu einem verschwommenem Sehen führen kann.
Hornhautverkrümmungen können - je nach Schreibweise - mit einem positiven oder negativen Symbol angegeben werden. Auskorrigiert wird Astigmatismus mit torischen Brillengläsern oder Linsen.
Dioptrien bei Alterssichtigkeit (Presbyopie)
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei der Alterssichtigkeit um eine Alterserscheinung der Augenlinse. Mit fortschreitendem Alter lässt ihre Elastizität nach, was zu mehr Anstrengung beim Sehen in der Nähe führt. Meist machen sich erste Symptome ab dem 45. Lebensjahr bemerkbar.
Korrigiert wird Alterssichtigkeit mit einem Nahzusatz zu der bestehenden Fehlsichtigkeit. Dieser ist mit einem Plussymbol auf der Verordnung des Augenarztes. Der Fachbegriff dafür ist Addition, oft abgekürzt mit Add., und diese liegt zwischen +1.00 und +2.50 Dioptrien (in seltenen Fällen auch +2.75 oder +3.00 Dioptrien). Personen mit Alterssichtigkeit greifen oft auf Lese- oder Gleitsichtbrillen oder aber Kontaktlinsen zurück.
Ermittlung der Dioptrienwerte
Die Dioptrienwerte werden in einer Augenuntersuchung gemessen. Um den Dioptrienwert einer Person zu bestimmen, werden eine Reihe von Tests durchgeführt, um festzustellen, ob und in welchem Ausmass ein Brechungsfehler vorliegt.
Zu diesem Zweck wird mit einer Kombination verschiedener Geräte getestet, ob die Person in der Lage ist, eine Reihe von Buchstaben, Bilder oder Zeichen auf einer in einem bestimmten Abstand angebrachten Tafel zu erkennen. Anhand dieser Tests kann die Sehleistung (Visus) und der Dioptrien-Grad bestimmt werden.
Snellen-Sehtest
Der vom Augenarzt Herman Snellen entwickelte Snellen-Sehtest, bei dem der Patient Buchstaben von einer Snellen-Tafel abliest, ist ein subjektives Testverfahren. Dabei wird geprüft, inwiefern die Person in der Lage ist, Buchstaben auf einer in einer bestimmten Entfernung angebrachten Tafel zu erkennen. Es wird ein Auge abgedeckt, um die Sehkraft je Auge zu bestimmen. Um also beispielsweise das linke Auge zu messen, wird das rechte Auge abgedeckt. Die Person erhält daraufhin verschiedene Gläser mit unterschiedlichen Sehstärken zur Probe. Es wird getestet, mit welchem dieser Gläser am besten sehen kann.
Landolt-Sehtest
Ein weiteres Untersuchungsverfahren ist der sogenannte Landolt-Sehtest, der auf den schwedischen Augenarzt Edmund Landolt zurückgeht. Anstatt von Buchstaben wird die Sehstärke mit sogenannten Landolt-Ringen gemessen. Die Person blickt auf eine Tafel mit Ringen, die an unterschiedlichen Stellen eine Öffnung haben. Die Ringe verkleinern sich nach unten. Die Person soll bestimmen, zu welcher Seite hin die Ringe geöffnet sind. Je nachdem, bis zu welcher Grösse die Person die Öffnung der Ringe genau erkennen kann, liegt eine Kurzsichtigkeit vor oder nicht.
Autorefraktometer
Zusätzlich zu einem Sehtest kann ein Autorefraktometer eingesetzt werden. Für diese Untersuchung legt die Person das Kinn auf ein spezielles Gerät und betrachtet einfach ein Bild im Inneren des Geräts. Dieses Foto wird automatisch scharf und unscharf eingestellt wird, ohne dass eine Handlung erforderlich ist. Das Gerät stellt automatisch fest, wann das Bild auf die Netzhaut projiziert wird, wodurch der Brechungswert in jedem Auge sehr genau berechnet wird. Das Gerät misst also den Dioptrienwert durch Projektion des Bilds automatisch.
Ursprung der Dioptrie
Der Begriff Dioptrie geht auf den französischen Augenarzt Ferdinand Monoyer zurück und wurde von der internationalen Gemeinschaft schnell als Masseinheit für Fehlsichtigkeit akzeptiert. Auf einem Kongress für Augenärzte in Brüssel im Jahr 1875 wurde der Begriff erstmals offiziell in Zusammenhang mit der Brechkraft des Auges verwendet. So kam es dazu, dass das französische Wort Dioptrie in die meisten Sprachen übernommen wurde.
Monoyer entwarf zudem einen Sehtest zur Messung der Sehschärfe, die Monoyer-Skala. Die Skala wird auch heute noch in der ganzen Welt verwendet.
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Céline Jemmi
OpticianCéline Jemmi ist Augenoptikerin EFZ und Hörakustikerin. Nach der Ausbildung zur Augenoptikerin EFZ bei Fielmann in Bern hat sie dort mehrere Jahre gearbeitet, unter anderem in Bereichen wie der Brillenanfertigung, Verkauf und Beratung von Sehhilfen, Brillenglasbestimmungen und Bedarfsopt... Mehr anzeigen
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