Add-on-Linse
Eine Add-on-Linse ist eine implantierbare Kunstlinse, die zusätzlich zu einer bereits vorhandenen Intraokularlinse ins Auge eingesetzt wird. Sie dient der Korrektur von Fehlsichtigkeiten, oft nach einer Katarakt-OP, verbessert die Sehschärfe und gewährleistet eine endgültige Brillenfreiheit.
Für wen eignen sich Add-on-Linsen?
Add-on-Linsen sind besonders geeignet für Personen, die nach einer Kataraktoperation oder aufgrund anderer Sehfehler weiterhin eine Brille benötigen.
Restfehlsichtigkeit nach Kataraktoperation
Während einer Operation des Grauen Stars bekommen viele Betroffene eine monofokale künstliche Linse eingesetzt. Monofokal bedeutet, dass die Intraokularlinse (IOL) nur auf eine einzige Brennweite fokussiert. Das heisst, sie ermöglicht scharfes Sehen in einer bestimmten Entfernung – entweder in der Nähe oder in der Ferne.
Somit haben die Betroffenen Schwierigkeiten, gut in der Nähe oder in mittleren Entfernungen zu sehen und benötigen dafür weiterhin eine Brille. In solchen Fällen ist eine Add-on-Linse eine hilfreiche Lösung. Diese zusätzliche Linse wird einfach über die bestehende Linse gesetzt und verbessert das Sehen in diesen Entfernungen, sodass die Betroffenen ganz auf ihre Brille verzichten können.
Korrektur starker Fehlsichtigkeiten
Bei einer sehr starken Fehlsichtigkeit kann die Add-on-Linse eine wertvolle Ergänzung zur bestehenden monofokalen künstlichen Linse darstellen. Oftmals ist eine einzige Linse nicht ausreichend, um eine optimale Sehschärfe zu erreichen, besonders wenn die Fehlsichtigkeit ausgeprägt ist.
Die Add-on-Linse wird einfach über die vorhandene Linse gesetzt und verbessert die Fähigkeit, sowohl in der Nähe als auch in der Ferne klar zu sehen. Die Kombination von beiden Linsen ermöglicht es, die Sehqualität erheblich zu steigern, sodass Betroffene nach der Behandlung keine Brille mehr benötigen. So können sie mehr Flexibilität und Komfort im Alltag geniessen.
Anatomische Gegebenheiten
In einigen Fällen können zwei Linsen mit geringerer Stärke besser geeignet sein als eine einzelne Linse mit höherer Stärke. Eine einzelne Linse mit hoher Stärke ist meist dicker und schwerer, was das Risiko von Komplikationen erhöht und den Tragekomfort beeinträchtigt. Im Gegensatz dazu können zwei dünnere Linsen übereinander gelegt werden, um die erforderliche Korrektur zu erreichen – ohne das Auge übermässig zu belasten. Diese Kombination ermöglicht es, das einfallende Licht besser zu steuern und die Sehqualität zu optimieren.
Alterssichtigkeit und Makuladegeneration
Die Add-on-Linse kann auch bei fortschreitender Alterssichtigkeit (Presbyopie) und beginnender Makuladegeneration eingesetzt werden. Durch die zusätzliche Korrektur kann die Add-on-Linse helfen, die visuellen Einschränkungen zu mindern und den Alltag der Betroffenen zu erleichtern. Diese Lösungen bieten die Möglichkeit, eine bessere Sehschärfe zu erreichen und die Lebensqualität zu steigern, selbst wenn sie mit altersbedingten Sehproblemen konfrontiert sind. Betroffene sind so beispielsweise nicht mehr auf eine Lesebrille angewiesen.
Korrektur von Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Es gibt spezielle torische Add-on-Linsen, die zur Korrektur von Hornhautverkrümmungen verwendet werden. Torische Add-on-Linsen sind so gestaltet, dass sie verschiedene Brechungen für unterschiedliche Blickrichtungen bieten, sodass sie die unregelmässige Form der Hornhaut ausgleichen. Diese Linsen ermöglichen es den Lichtstrahlen, präziser auf die Netzhaut zu fokussieren, wodurch die Sehqualität erheblich verbessert wird.
Welche Arten von Add-on-Linsen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Add-on-Linsen, die je nach Sehbedürfnis und Anwendungsgebiet ausgewählt werden können.
Monofokale Add-on-Linse:
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Sphärisch: Diese Linsen korrigieren eine Restfehlsichtigkeit wie Kurz- oder Weitsichtigkeit nach einer Kataraktoperation. Sie bieten scharfes Sehen in einem bestimmten Bereich, meist in der Ferne.
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Torisch: Diese Linsen sind speziell zur Korrektur von Hornhautverkrümmungen gedacht und ermöglichen ein scharfes Sehen sowohl in der Nähe als auch in der Ferne.
Multifokale Add-on-Linse: Diese Linsen verfügen über mehrere Brennpunkte, die es ermöglichen, sowohl in der Nähe als auch in der Ferne scharf zu sehen. Sie sind besonders nützlich für Betroffene, die nach einer monofokalen IOL weiterhin eine Brille benötigen. Mit multifokalen Add-on-Linsen geniessen sie Brillenfreiheit.
Multifokale torische Add-on-Linse: Diese spezielle Form kombiniert die Eigenschaften multifokaler Linsen mit der Korrektur von Hornhautverkrümmung. Sie ermöglicht scharfes Sehen in der Nähe und gleichzeitig eine Korrektur der Hornhautverkrümmung.
Isofokallinsen (EDOF): Diese neueste Generation von Linsen bietet einen erweiterten Tiefenschärfebereich. Sie ermöglicht fliessende Übergänge zwischen Nah- und Fernsicht, was dem natürlichen Sehen sehr nahekommt.
Jede Art von Add-on-Linse bietet spezifische Vorteile und sollte in Absprache mit einem Augenarzt ausgewählt werden, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Wie läuft eine Behandlung mit Add-on-Linsen ab?
Die Behandlung mit Add-on-Linsen erfolgt in einem kurzen, chirurgischen Eingriff. Zunächst wird das Auge mit Augentropfen betäubt, um Schmerzen zu vermeiden. Anschliessend implantiert der Augenarzt die Add-on-Linse durch einen kleinen Schnitt in der Hornhaut vor die bereits vorhandene Kunstlinse. Der Eingriff dauert in der Regel nur etwa 10 Minuten pro Auge und erfordert keine Naht. Nach dem Eingriff folgen Nachkontrollen, um den Heilungsverlauf zu überwachen und die Sehqualität sicherzustellen. Meist erholt sich das Auge schnell und die Sehverbesserung ist unmittelbar spürbar.
Welche Vorteile haben Add-on-Linsen?
Add-on-Linsen bieten zahlreiche Vorteile:
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Brillenfreiheit: Add-on-Linsen können sowohl die Sehschärfe in der Nähe als auch in der Ferne verbessern, wodurch auf Brillen zukünftig verzichtet werden kann.
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Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Sie können auch noch nach Jahren der ursprünglichen Operation implantiert werden. Das macht sie zu einer idealen Lösung für Betroffene, deren Sehwerte sich im Laufe der Zeit verändern.
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Reversibilität: Die Implantation von Add-on-Linsen ist reversibel. Wenn sich die Sehbedürfnisse ändern, kann die Linse problemlos wieder entfernt oder durch eine andere ersetzt werden.
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Korrektur verschiedener Fehlsichtigkeiten: Sie sind in der Lage, verschiedene Arten von Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung zu korrigieren, was die Vielseitigkeit dieser Linsen erhöht.
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Minimal invasiver Eingriff: Der Eingriff zur Implantation der Add-on-Linse ist kurz (ca. 5–10 Minuten) und erfolgt in der Regel schmerzfrei unter Tropfenbetäubung.
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Eignung für verschiedene Altersgruppen: Add-on-Linsen können in jedem Alter eingesetzt werden und sind somit für eine breite Personengruppe geeignet, einschliesslich älterer Menschen mit fortschreitender Alterssichtigkeit oder beginnender Makuladegeneration.
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Zusätzlicher Schutz: Einige Add-on-Linsen besitzen einen integrierten Blaulichtfilter, der zusätzlichen Schutz für die Netzhaut bietet.
Was sind die Risiken und Nebenwirkungen einer Add-on-Linse?
Obwohl Add-on-Linsen viele Vorteile bieten, können auch Risiken und Nebenwirkungen auftreten.
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Entzündungen oder Infektionen: Wie bei jedem chirurgischen Eingriff besteht das Risiko einer Infektion oder Entzündung, die mit antibiotischen Augentropfen behandelt werden muss.
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Linsendezentrierung: Die Add-on-Linse kann sich verschieben, was zu verschwommenem Sehen führt und möglicherweise eine erneute Behandlung nötig macht.
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Blendung oder Halos: Manche berichten über Lichthöfe oder Blendungen, insbesondere nachts, was das Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen beeinträchtigen kann.
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Vorübergehende Sehstörungen: Direkt nach der Implantation kann es zu verschwommenem Sehen oder Trockenheit der Augen kommen, die sich meist innerhalb weniger Tage normalisieren.
Wie teuer sind Add-on Linsen?
In der Schweiz liegen die Kosten für Add-on-Linsen, die implantiert werden, je nach Einrichtung und individuellen Anforderungen zwischen 2.500 und 4.500 Schweizer Franken pro Auge. Die Preise variieren je nach Linsentyp und ob zusätzliche Untersuchungen oder Nachbehandlungen erforderlich sind.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Krankenkassen in der Regel die Kosten für Add-on-Linsen nicht übernehmen, sodass diese Ausgaben aus eigener Tasche getragen werden müssen. Dies sollte bei der Entscheidung für eine Behandlung berücksichtigt werden.